Bis zum Saisonbeginn gibt es noch viel zu tun / BFC Dynamo beendet Oberliga-Vorbereitung mit 0:1 gegen Jena

Eine Woche vor Punktspielauftakt sollten die Vorbereitungen eigentlich abgeschlossen, der Kader komplett und die Finanzen geklärt sein. Beim Fußball-Oberligisten BFC Dynamo stehen allerdings hinter (fast) allen Punkten noch Fragezeichen. Zum Abschluss der Testspiele reisten Trainer Jürgen Bogs und seine Mannschaft am Sonnabend zum Vorbereitungsmatch gegen Regionalliga-Absteiger FC Carl Zeiss Jena. Mit einem noch immer dezimierten Team unterlagen die Hohenschönhausener dort mit 0:1. "Dabei hatten wir viele Möglichkeiten, die wir nicht nutzten, was unser großes Manko ist", zog der Coach Bilanz. Friedrich Breitenfelder scheiterte in der ersten Hälfte genauso wie Danut Oprea an Latte bzw. Pfosten.

Zwei Minuten vor dem Pausenpfiff gingen die Hausherren in Führung. Nicht mit an Bord waren Markus Aerdken und Matthias Henze, denen dem Vernehmen nach die Kündigung ausgesprochen wurde. Marcel Niespodziany, Dirk Vollmar, Aurel Panait plagen sich noch mit Verletzungen. Dafür war Tomasz Suwary wieder fit, der im Sturm den Vorzug vor Takang Emanuelle bekam. Auf der linken Seite setzte Bogs erstmals André Vilk ein. Der 19-jährige war an Jena ausgeliehen, kehrt nun aber an die Steffenstraße zurück. "Er hat Talent", ist Bogs überzeugt. Überhaupt habe der 54-jährige eine deutliche Steigerung gegenüber der vergangenen Partie (in Neustrelitz, 1:1) erkannt. Dennoch muss sich der BFC, will er erneut an der Tabellenspitze mitspielen, weiter verstärken.

Mit Matthias Stingl (Stendal) werden derzeit Gespräche geführt. Außerdem ergeben sich dank des Chaos beim Liga-Konkurrenten Berliner AK - Präsident Holger Zimmermann wurde entthront, Geld fehlt dort auch - neue Einkaufsmöglichkeiten für Sportdirektor Hans Reker. Der allerdings nicht mehr viel Zeit für eine Shopping-Tour hat. Am 5. August reist er nämlich nicht zum Saison-Auftaktkick nach Schwerin, sondern nach Moskau. Dort soll ein Abkommen zwischen dem dortigen Dynamo und dem BFC entstehen, das die Bogs-Elf zum Farm-Team des "großen Bruders" macht. Die Russen schickten eine Einladung. Eine GmbH, die sich um die wirtschaftlichen Belange des Vereins kümmert und dem Klub "vorgeschaltet" wurde, ist inzwischen auch gegründet.

Allerdings fehlt noch ein Hauptgesellschafter. Derweil haben Spieler und Trainer Geld erhalten. Aus dem Spendentopf der Fans (rund 50.000 Mark) wurden Teilzahlungen geleistet. Trotzdem balanciert der Klub weiter nah am Abgrund. Neue Sponsoren wurden noch nicht gefunden, "wir haben aber zwei ganz heiße Eisen im Feuer", sagt Reker, der sich in Jena bei einigen mitgereisten Fans für das Dilemma rechtfertigen musste. "Wir warten auch nicht auf Moskau", so der sportliche Leiter, der die Hoffnung auf bessere Zeiten noch nicht aufgegeben hat. Doch die müssen schnell kommen, denn die von der AOK geforderten 50.000 Mark wurden bislang nicht überwiesen, wie Reker bestätigte. Die Krankenkasse beantragte über den BFC Dynamo die Insolvenz, der die Nordost-Berliner nun entgegensehen und nach deren Eröffnung sie als erster Absteiger feststehen würden.

Diana Becht-Zwetkov, Berliner Morgenpost, 30.07.2001