| Beim ersten Aufstiegsspiel der 4. Liga zwischen dem BFC Dynamo Berlin und dem 1. FC Magdeburg blieben am Sonnabend die befürchteten Auseinandersetzungen zwischen den Fans aus. Die Polizei meldete als besondere Vorkommnisse lediglich, dass einige Fans schon vor Spielbeginn derart betrunken waren, dass sie per Rettungswagen fortgeschafft werden mussten. In Wasserwerfern oder gepolsterten Uniformen waren 440 Polizisten im Einsatz. Aus Magdeburg und Berlin kamen weitere 200 Beamte des Bundesgrenzschutzes (BGS) hinzu. Pünktlich um 12.04 Uhr rollte am Bahnhof Lichtenberg der Sonderzug aus Magdeburg ein. Schnell wurde deutlich, dass der Blutalkohol-Wert mancher Fans deutlich höher lag als ihr Intelligenzquotient.
So manches Bierchen hatten sie bereits intus. In Blau und Weiß gekleidet, einige ebenso geschminkt, skandierten sie auf Bahnsteig 17 ihre Schlachtrufe: "Wir sind die größten" und "Juden Berlin". Ernst wurden sie von BGS-Beamten, die die Gruppe auf der Fahrt beaufsichtigt hatten, zum Ausgang gebracht, wenn nötig auch mit festem Griff. Ein BGS-Sprecher sagte, die Aggression der Fans sei erst bei der Ankunft in Berlin gestiegen. Die Rivalität der Vereine reicht zurück in DDR-Zeiten, in denen der BFC Berlin als Stasi-Club verrufen war. Nach dem großen Durst kam prompt der große Druck: Viele Sportfreunde entleerten sich flugs in den Gängen des Bahnhofs, was zu elf Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten führte.
Nach einer S-Bahn-Fahrt in Richtung Sportforum Hohenschönhausen und einem erfrischenden Regenschauer zur Abkühlung der Gemüter kamen die Fans der Vereine wohlbehalten und ohne Zwischenfälle im Stadion an. Die anliegenden Lokale und Getränkeläden machten indes ihr Geschäft des Jahres, denn schon wieder kam der große Fan-Durst. Auffällig im Bereich des Stadions war die seit dem NPD-Aufmarsch am 1. Mai in Berlin nicht mehr erlebte große Zahl von Skinheads. Während des Spiels gab es auf der Tribüne fünf Freiheitsentziehungen. Nachdem die Partie mit 0:0 geendet hatte, wurden die Magdeburger Gäste von der Polizei und dem BGS zum Bahnhof und im Zug bis nach Hause geleitet.
Autor nicht bekannt, Berliner Morgenpost, 03.06.2001
|