BFC-Präsidentin wird diffamiert / Stadionverbote angedroht

Es war eine äußerst unangenehme Woche für Karin Seidel-Kalmutzki. Tage, in denen sie zu ihrem eigenen Schutz bei der Polizei vorstellig werden musste und auch einen Anwalt einschaltete. Von zumeist anonymen "Beschimpfungen und Bedrohungen" via Telefon, Internet und Briefen spricht die Präsidentin des BFC Dynamo. "Ich bin betroffen, man hat alles versucht, mich zu diffamieren und zu diskreditieren. Auch meine Familie wurde davon nicht verschont", sagt sie. Das alles ist eine Folge der Krawalle am Rande des Paul-Rusch-Pokalspiels gegen Union am vergangenen Sonnabend. Seidel-Kalmutzki wurde von den Anhängern des 1. FC Union, nach dem Motto, wie kann man sich als SPD-Politikerin für einen Verein mit derartig aggressiver Klientel engagieren, attackiert.

Gleichzeitig von den Hooligans des BFC, weil sie eine harte Linie gegen die Gewaltbereiten in den eigenen Reihen fährt. Nach Auswertung der Polizei-Videoaufnahmen von den Ausschreitungen werde es zu zahlreichen Stadionverboten kommen, kündigte Seidel-Kalmutzki an. So geriet die Dynamo-Chefin zwischen alle Stühle. Seidel-Kalmutzki sah sich nicht nur gezwungen, wegen der "Angriffe unter der Gürtellinie" ihre eigene Homepage zu sperren, sondern auch auf der SPD-Seite Stellung zu nehmen: "Ich bin absolut gegen jede Form von Gewalt und Rechtsradikalismus." Unterdessen gab es eine intensive Auswertung der Randale beim jüngsten Stadtduell mit der Polizei. Die räumte eigene Fehler ein, ebenso der Verein. Künftig sollen derart brisante Spiele nicht mehr in den Abendstunden stattfinden; statt massiver, provozierender Polizeipräsenz soll es künftig mehr zivile Ordner geben.

Matthias Wolf, Berliner Zeitung, 31.03.2001