| Nach dem Fußballklassiker zwischen den alten Rivalen BFC Dynamo und dem 1. FC Union im Achtelfinale um den Berliner Paul-Rusch-Pokal im Jahn-Sportpark ist es am Samstagabend in Prenzlauer Berg zu schweren Ausschreitungen gekommen. Die Polizei, die mit 500 Beamten im Einsatz war, ging auf der Eberswalder Straße sowie auf der Schönhauser Allee mit Schlagstöcken und Wasserwerfern gegen randalierende Fußball-Fans vor. Neun Menschen, darunter vier Polizisten, wurden verletzt. Es gab 20 Festnahmen. Zudem wurden 46 Ermittlungsverfahren eingeleitet, unter anderem wegen schwerer Körperverletzung und Landfriedensbruch.
Während des Polizeieinsatzes kam es zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen. Der Straßenbahnverkehr in der Eberswalder Straße musste zeitweilig unterbrochen werden. Berichte, nach denen Geschäfte geplündert wurden, bestätigte die Polizei nicht. Unklar ist, was der Grund für die Auseinandersetzungen war. Die Ausschreitungen begannen unmittelbar nach dem Spielende gegen 20.45 Uhr. Etwa 150 Anhänger des BFC waren mit Knüppeln und Latten auf die Beamten losgegangen. Die Randalierer warfen Steine und Flaschen auf die Polizisten. Daraufhin setzten die Beamten Schlagstöcke und Wasserwerfer ein. Es dauerte eine halbe Stunde, bis sich die einzelnen Fan-Gruppen zerstreut hatten.
Gegen 21 Uhr wurden die Wasserwerfer in die Schönhauser Allee beordert. Dort hatten nach Angaben der Polizei BFC-Fans damit begonnen, Straßensperren auf der Fahrbahn zu errichten. Mit Hilfe der Wasserwerfer sei dies verhindert worden, sagte ein Beamter. Bereits vor Spielbeginn war es in der Schönhauser Allee und in den Nebenstraßen zu Rangeleien zwischen Union-Fans und BFC-Anhängern gekommen. Die Behörde wies noch am Abend Vorwürfe zurück, nach denen die Polizei zu hart vorgegangen sei. Wenn jemand Steine und Flaschen auf Polizisten werfe, müsse er davon ausgehen, dass die Beamten sich schützten und wehren, hieß es.
Bei den Ortsderbys zwischen BFC und Union war es in der Vergangenheit immer wieder zu Ausschreitungen gekommen. Im vergangenen Jahr, als der BFC bei Union in der Alten Försterei 2:1 unterlag, griffen BFC-Fans die Polizei mit Pflastersteinen und Flaschen an. 16 Polizisten wurden dabei verletzt, vier davon so schwer, dass sie in einem Krankenhaus stationär behandelt werden mussten. In Berlin gelten 350 Fußballanhänger als gewaltbereit. Etwa 200 von ihnen sind, nach Angaben der Polizei, Fans des BFC.
Lutz Schnedelbach, Berliner Zeitung, 26.03.2001
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