Zerren am Vereinslogo / Der BFC Dynamo fordert das Recht an seinem zwischenzeitlich abgelegten Namen zurück

Berlin, 26. Dezember. Der Konflikt ist längst eskaliert. In seinem Vereinsheft musste der Berliner FC Dynamo seine Fans bitten, "keinerlei Beleidigungen, Bedrohungen oder gar Tätlichkeiten gegenüber Herrn Mager auszuüben". Peter Mager, 61, ist Fanartikel-Händler und hat Angst. "Wenn ich aus dem Haus gehe, gucke ich genau, ob da einer auf mich lauert." Man bedrohe ihn am Telefon, sein Laden in Friedrichshain solle "zerschlagen werden, andere wollen mich abstechen, wenn ich nicht klein beigebe." Der Streitgrund ist einzigartig: Es geht um um den Vereinsnamen und das Klublogo. Nach derzeitiger Rechtslage dürfte der Oberligist weder den Namen noch das Emblem - das zum Beispiel die Spieler auf den Trikots tragen - verwenden.

Denn die Rechte an der Wort- und Bildmarke BFC Dynamo hält Mager. Das beschäftigt auch das Landgericht Berlin, das am 30. Januar 2001 ein Urteil sprechen wird, sofern sich nicht, wie vom Gericht gewünscht, beide Seiten vorher auf einen Vergleich einigen. Danach sieht es aber beileibe nicht aus. Gleich nach der Wende war der Geschäftsmann Mager clever. "Ich bin zum Vereinsregister im Amtsgericht Charlottenburg und habe festgestellt, dass der BFC sämtliche Rechte an seinem Namen abgegeben hat." Er sicherte sich also das Patent, Geschmacks- und Gebrauchsmuster, die Wort- und Bildmarke des ehemaligen DDR-Rekordmeisters in allen für die Vermarktung relevanten Klassen - summa summarum für knapp 3.000 Mark.

Das interessierte damals niemanden, denn Dynamo, zu DDR-Zeiten eine Sportgruppe des Ministeriums für Staatssicherheit, benannte sich beim Neubeginn um in FC Berlin. Wer konnte ahnen, dass im Frühjahr die Rolle rückwärts erfolgen würde? Nun aber würde der BFC gerne selbst wieder mit dem weinrot-weißen Emblem Geld machen. Einige haben das auch bereits getan, ohne Magers Genehmigung. Deshalb hat er gegen einzelne BFCler, unter anderem den Fanbeauftragten, einstweilige Verfügungen erlassen, zudem Klage eingereicht. Der Klub stellte vorsichtshalber seine Homepage ein. Mager sagt: "Ich sehe im Grunde ein, dass der Verein ein Anrecht auf Logo und Namen hat. Aber ich muss auch sehen, wo ich bleibe."

Im Klartext: Er will sich die Rückgabe bezahlen lassen: 150.000 Mark fordert er, plus Mehrwertsteuer und Anwaltskosten, macht insgesamt fast 200.000 Mark. Mager behauptet, schon einmal Interessenten für Namen und Logo aus Holland gehabt zu haben. "Doch der BFC hat mich damals gebeten, nicht zu verkaufen, sie würden selbst kaufen. Aber die wollten mich wohl nur hinhalten." Die Situation sei "sehr kompliziert", räumte Dynamos Vizepräsident Rene Lau ein, der Anwalt ist. Er sieht den BFC zwar als "alleinigen Inhaber der Rechte", denn der Klub habe den Nie zum Verkauf frei gegeben. Lau weiß aber auch um Magers starke Position und schlägt einen Kompromiss vor: "Herr Mager überträgt uns die Rechte, er darf aber weiter Artikel herstellen. Wir ebenso. Beide Seiten geben einander einen Betrag X ab von ihren Einnahmen."

Mager jedoch sagt: "Die wollen mich abspeisen. In dem Vertrag wird nur gefordert,  gefordert und gedroht." Auf den BFC ist er ohnehin nicht gut zu sprechen, seit in früheren Jahren Rechnungen für gelieferte Fanartikel unbezahlt blieben. immerhin hat Peter Mager zum Beweis seines guten Willens dem Verein gestattet, das Logo für Briefpapier und Trikots zu verwenden, ebenso für die Jugend. Bei allem anderen hält er momentan still: "Mein Anwalt sagt, die dürften ohne mein Einverständnis nicht einmal als BFC Dynamo in der Oberliga spielen. Er sagt, ich soll dagegen vorgehen, aber ich warte das Urteil ab." Insgeheim hofft Mager aber vorher auf eine Einigung. Er weiß, dass ihm selbst ein Richterspruch in seinem Sinne nicht helfen würde.

Der BFC hat angekündigt, im Fall einer Niederlage vor dem Landgericht weitere Instanzen zu bemühen. Für den Klub, der in fünf Jahren in der zweiten Liga sein möchte, könnte es langfristig allein im Bereich Merchandising um Millionen gehen. "Ich will nicht, dass sich das Jahre hinzieht", sagt Mager. Schon jetzt ist sein Schaden groß. Früher hat er bis zu 3.000 Mark im Monat mit insgesamt 23 verschiedenen BFC-Utensilien - von der Bettwäsche bis zum Skatspiel - gemacht. Heute geht sein Umsatz gegen null: "Es wurde zum Boykott meines Geschäftes aufgerufen." So gibt es zurzeit nur Verlierer im Streit um einen Klubnamen, den lange keiner wollte.

Matthias Wolf, Berliner Zeitung, 27.12.2000