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Drei Tage nach dem Fußball-Pokalfinale im Jahn-Sportpark in
Prenzlauer Berg haben Polizei und der Berliner Fußballbund ein schärferes Vorgehen gegen rechtsextreme und gewaltbereite Anhänger des BFC Dynamo gefordert. Der Klub, der bis vor zehn Tagen noch FC Berlin hieß, hatte am Dienstag
abend den Paul-Rusch-Pokal gegen den Verein Türkspor gewonnen (4:1). Zur Siegesfeier stürmten die BFC-Fans den Rasen, einige von ihnen attackierten die türkischen Spieler. Vier der Fußballer von Türkspor sind inzwischen als
verletzt gemeldet worden. Vier der angetrunkenen Hooligans wurden von szenekundigen Beamten noch im Stadion festgenommen. Gegen weitere BFC-Fans wird ermittelt, unter anderem wegen des Zeigens verfassungsfeindlicher Symbole und
wegen Volksverhetzung. So riefen einige der Dynamo-Anhänger auf den Rängen den Spruch "Eine U-Bahn nach Auschwitz bauen wir".
"Dagegen muß man jetzt durchgreifen", sagte am Freitag
Sportstaatssekretär Klaus Löhe (SPD). Er hatte die Randale verfolgt und unterstellt den BFC-Anhängern "planmäßiges Vorgehen". So provozierten die Deutschen die Türken mit einem Transparent "Freiheit für
Öcalan". Das Plakat wurde in der Pause entfernt. Die Ordner des für seine Anhänger berüchtigten BFC Dynamo zeigten sich am Dienstag überfordert. "Die hatten überhaupt keinen Plan", sagte Thomas Ifland. Er
ist der zur Zeit suspendierte Sicherheitschef des Ost-Berliner Traditionsvereins. Sein "provisorischer" Nachfolger genieße unter den BFC-Fans keinen Respekt, sagte Ifland. Die Ausschreitungen seien vorhersehbar
gewesen. Der Einsatzleiter der Bereitschaftspolizei, Siegfried-Peter Wulff, hält die Zahl der vom Fußballbund eingesetzten Ordner im Stadion für zu gering.
"Bei 800 BFC-Fans reichen 49 Ordner nicht",
sagte Wulff. Außerdem habe er den Eindruck, daß der BFC nicht ausreichend gegen auffällige Fans vorgehe. So wurde nicht einem einzigen Dynamo-Anhänger ein Stadionverbot erteilt, obwohl manche der Fans schon häufig aufgefallen
seien. Die vier festgenommenen Randalierer waren bereits polizeibekannt. Gegen sieben weitere wird noch ermittelt. BFB-Präsident Otto Höhne kündigte am Freitag an, daß sein Verband die beim Rusch-Pokal straffällig gewordenen
Fans mit einem stadtweiten Stadionverbot belegen werde. Von Auflagen gegen den Verein BFC Dynamo wolle man jedoch absehen. Die Vereinsoberen hätten sich bei Türkspor entschuldigt; für den Beginn der kommenden Saison sei ein
Freundschaftsspiel beider Klubs vereinbart worden. Dem Türkischen Bund Berlin-Brandenburg reicht das nicht. Er forderte den Verbandspräsidenten Otto Höhne wegen Versagens bei der Partie gegen BFC Dynamo zum Rücktritt auf.
Stefan Ehlert, Berliner Zeitung, 15.05.1999
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