| Nach den Ausschreitungen von Fans des BFC Dynamo gegen Spieler von Türkspor ist ein Streit um die Folgen für den Verein aus Hohenschönhausen entbrannt. Während der Präsident des Berliner Fußballverbandes (BFV), Otto Höhne, erneut bekräftigte, daß der Pokalsieg des BFC Dynamo aufgrund des regulären Spielverlaufs nicht in Frage zu stellen sei, forderte der Türkische Bund Berlin Brandenburg (TBB) weitreichende Konsequenzen. Es könne nicht sein, sagte TBB-Sprecher Safter Cinar, daß eine multikulturelle Stadt wie Berlin von einer Mannschaft im deutschen Pokal vertreten werde, deren Zuschauer zu einem nicht geringen Teil ausländerfeindliche Tendenzen hätten. Cinar forderte darüber hinaus den Rücktritt von BFV-Präsident Otto Höhne, da sein Verband keine ausreichenden Vorkehrungen für das Pokalfinale am Dienstag abend im Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg getroffen habe.
Bei den Ausschreitungen einiger Hundert Dynamo-Anhänger waren zwei Spieler des Kreuzberger Klubs verletzt und ein weiterer mit einem Messer angegriffen worden. Die Polizei nahm vier Hooligans fest. Die Forderungen des Türkischen Bundes nach einem Ausschluß des BFC Dynamo aus dem DFB-Pokal dürften allerdings folgenlos sein. Wie Michael Nowak, Sprecher des Deutschen Fußballbundes in Frankfurt, gestern sagte, erfolge die Pokalteilnahme aufgrund der Nominierungen durch die Regionalverbände. Da sich der BFC Dynamo durch den Sieg gegen Türkspor qualifiziert habe, sei es nun am BFV, den Verein förmlich zu nominieren. Ansonsten lautete die Devise beim DFB: die Vorfälle bedauern, sich aber nicht weiter dazu äußern. Auch von den Berliner Fußballoberen droht dem ehemaligen Stasi-Verein eher eine pädagogische Offensive denn eine empfindliche Sperre.
So haben laut Höhne sowohl der BFC Dynamo als auch Türkspor ein Freundschaftsspiel für die kommende Saison sowie ein gemeinsames Essen von Spielern und Verantwortlichen vereinbart. Höhne versicherte zudem, daß die Vereinsführung des BFC intensiv mit den Fans sprechen und auch entsprechende Projekte entwickeln werde. Die Rücktrittsforderungen des Türkischen Bundes wies der Berliner Fußballverband indes zurück. Der BFV bekannte sich vielmehr zur multikulturellen Realität in der Stadt, die sich nicht zuletzt in der "kontinuierlichen und erfolgreichen Arbeit in den über 4.000 Mannschaften mit über 25 Prozent türkischen Spielern" ausdrücke. Tätliche Angriffe auf Spieler wie am Dienstag, räumte Höhne allerdings ein, habe es in Berlin noch nicht gegeben.
Uwe Rada, taz, 15.05.1999
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