| Was drin ist, soll auch draufstehen: Der FC Berlin (Regionalliga Nordost) heißt seit Montag abend wieder BFC Dynamo. Von 135 anwesenden Vereinsmitgliedern votierten 125 für die Anbringung des richtigen Emblems, drei waren dagegen, sieben enthielten sich. Die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit für die Rückbenennung war weit übertroffen - Ovationen und Böller vor dem Vereinsgebäude im Sportforum Berlin-Hohenschönhausen. Vorbereitet wurde die Wiedererlangung des Echtheitszertifikats durch einen gloriosen Sieg der Traditionsmannschaft des BFC am Wochenende in Cölpin bei Neubrandenburg, wo u. a. die DDR-Nationalspieler Rainer Ernst, Bernd Schulz und Bodo Rudwaleit mit einem 1:0 über den FC Neubrandenburg den Oldie-Pokal der CDU-Landtagsfraktion von Mecklenburg-Vorpommern holten.
Westlich der Elbe, wo die FAZ am Mittwoch per Leitartikel die Ostler wegen ihrer intensiven Vorbereitungen auf den 50. Jahrestag der DDR rügte, dürfte die Rückbenennung als Beweis für die unausrottbare Neigung der Neufünfland-Eingeborenen zu Prügelstock und Bautz´ner Senf gelten: Denn BFC ist »Schdosi«. Alle DDR-Widerständler weltweit wissen: Seine zehn DDR- Meisterschaften zwischen 1979 und 1988 erreichte der BFC nicht durch Balltreten, sondern durch böse, von Erich Mielke gelenkte Schiedsrichtermagie.
Das Verfahren wurde - Musterbeispiel für die Verostung des Westens - von den rund 160 ostdeutschen Kickern in West-Profiklubs inzwischen bis an den Rhein und die Alpen verbreitet und zerstört nun nach und nach die Bundesliga. Wenn Bayern Meister wird und Hertha (mit den Ex-BFCern Thom und Herzog) im UEFA-Cup spielt, ist nachgewiesen: Die Stasi lebt. Bei diesem Stand der Dinge kann auch der BFC wieder Dynamo heißen und - lange vor den anderen - nach neuen Sponsoren suchen.
Arnold Schölzel, Junge Welt, 05.05.1999
|