Vorbeugehaft! Fans weiter stinksauer auf die Polizei

Die Fans des FC Berlin sind stinksauer auf die Polizei. Der Frust richtet sich gegen die Ordnungshüter in Sachsen und Thüringen. Dort herrschen andere Landesgesetze als in Berlin. Also wurden die FCB-Fans, als sie zum Spiel nach Erfurt reisten, vom Bahnhof weg abgeführt, hinter Gitter gesteckt und nach dem Spiel wieder zum Zug gebracht. Die lapidare Begründung der Beamten: Ihr seid halt zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Pech gehabt! Weil die Polizisten in Thüringen und Sachsen alle FCB-Fans über einen Kamm scheren (Gewaltpotential), griffen sie zum "Vorbeugegewahrsam wegen Gefahrenabwehr".

Das aber soll den Anhängern der Voigt-Elf zu Pfingsten in Chemnitz nicht passieren. Deshalb schlossen sich 43 Fans zusammen, schrieben an Dr. Thewes, den Leiter des Polizeipräsidiums Chemnitz ein Fax. Darin bitten sie um "normale Verhältnisse". Das findet FCB-Manager Wolfgang Levin stark. "Wir sind für vertrauensbildende Maßnahmen. Aber leider gibt es noch immer Trittbrettfahrer, die wir nicht zu unseren Fans zählen." Levin ist zuversichtlich, was das ungestörte Fußball-Erlebnis der FCB-Fans angeht: "Die Polizei ist gesprächsbereit. Sie wird hoffentlich nicht mehr mit Kanonen auf Spatzen schießen."

Andreas Baingo, Berliner Kurier, 17.05.1997