Voigt hat keine Künstler

Seit fünf Spielen ist Werner Voigt in Amt und Würden. Seitdem gab es keine Niederlage bei neun Punkten und 5:3 Toren. Zuvor war fünfmal in Folge verloren worden. Eine beachtliche Bilanz für einen Abstiegskandidaten und zugleich ein Beweis für die erfolgreiche Arbeit des Trainers. "Ich habe keine Ballkünstler, aber durchweg Spieler, die ihr Handwerkszeug beherrschen, wobei die zahlreichen Talente noch zulernen können", schätzt der Coach ein. "Gegen Stendal wollten wir drei Punkte holen, um Tuchfühlung zum Mittelfeld zu erreichen. Mit einer disziplinierten Gesamtleistung ist uns das geglückt." Der beste Beweis, daß wieder Zug in der FCB-Kolonne ist und sie sich erneut als geschlossene Mannschaft vorstellte, war Roman Müller: Der Verteidiger litt seit Tagen an einer Bänderüberdehnung, wollte aber die Truppe nicht im Stich lassen.

"Man muß sich auch mal quälen." In der "Auszeit" zur Pause lagen die beiden Trainer in der jeweiligen Kabine auf gleicher Linie. Gäste-Trainer Klaus Urbanczyk: "Noch ist nichts verloren. Ihr könnt doch viel mehr!" Werner Voigt: "Stendal hat bisher nicht das wahre Leistungsvermögen gezeigt. Denkt jetzt daran, seid auf der Hut!" Die Steigerung der Spieler um Kapitän Rainer Wiedemann kam dann auch prompt. Der Torjäger stand allerdings Mitte der zweiten Hälfte vor dem Platzverweis. Nach einem bösen Foul erhielt er Gelb, er hatte sich schon vorher mehrmals völlig unberechtigt mit Schiedsrichter Junghof, der eine Klasseleistung bot, gestenreich angelegt. Nun klatschte Wiedemann provokant Beifall für die Gelbe Karte. Primitiv!

H. G. Burghause, Kicker, 12.02.1996