Punkte-Klau wegen Stau

Kann eine Mannschaft an einem Tag vier Minuspunkte kassieren? Im Prinzip nicht, aber wenn sie auf dem grünen Rasen ein Spiel verliert und außerdem ein Sportgericht am grünen Tisch auch noch zwei Zähler der roten Tabellenseite zuschreibt, macht das nach Adam Ries vier. So geschehen dem FC Berlin am Sonnabend. Erst die 0:4-Pleite gegen die Reinickendorfer Füchse und wenige Stunden danach die Nachricht aus Leipzig, wo das Sportgericht des NOFV über das am 22.10. ausgefallene Spiel in Bischofswerda verhandelt hatte. Das unerwartete Urteil: Wertung 2:0 Punkte und 2:0 Tore für Bischofswerda.

Die Berliner waren nach über siebenstündiger Fahrt erst um 15.27 Uhr am Austragungsort eingetroffen, zu spät wegen der nahenden Dunkelheit. Obwohl Bischofswerda keinen Protest einlegte und der Sportgerichts-Vorsitzende Dr. Wolfgang Zimutha (Dresden) auf eine mündliche Verhandlung mit den beteiligten verzichtete ("Bei der Sachlage wollen wir das nicht verbürokratisieren!" sagte er im Vorfeld), war die Mehrheit der Beisitzer offensichtlich anderer Meinung. Der FCB erhielt den Schwarzen Peter zugeschoben. Die Begründung: die Berliner hätten über Baustellen auf der A 13 und dichtem Verkehr um Berlin herum wegen beginnender Ferien Bescheid wissen und eben noch früher abfahren müssen. Übrigens war die Verhandlung schon am 2. November angesetzt worden. Da blieben jedoch zwei Beisitzer im Stau stecken... Der FCB wird gegen diese Entscheidung Berufung einlegen.


Hans Günter Burghause, Kicker, 14.11.1994