Fensch, ein Typ wie Kohler

Da weiß einer offenbar ganz genau, was er will. Und was er kann. Marcell Fensch, geboren am 23. August 1975 im mecklenburgischen Parchim, über seine fußballerischen Fähigkeiten: "Ein begnadeter Techniker bin ich nicht." Bundesliga-Spieler will der Manndecker vom FC Berlin, mit seinen 18 Lenzen gerade mal führerscheinreif, dennoch werden. "Nö, Angst vor großen Namen habe ich nicht." Jetzt unterschrieb der U 18-Internationale einen Profi-Vertrag bei Borussia Dortmund - und FCB-Manager Fuchs tobt: "Unser letztes großes Talent geht in den Westen." Die Gesetze des Marktes sind so. Wer will dem großen Talent des Ostens, der bereits in der Amateur-Oberliga regelmäßig zum Einsatz kam und auch bei der U 18 während der EM-Quali brillierte, diesen Wechsel verdenken. 1, 2, 3-im Sauseschritt nach oben?

Das auch. 123 ist aber auch seine Zimmer-Nummer im Internat in Berlin-Hohenschönhausen auf dem früheren Dynamo-Gelände. Aus 1en, 2en und nur einer 3 (in Russisch) bestanden auch seine letzten Zensurnoten im Zeugnis. Abitur ist ein Muß. "Ein absolut ehrgeiziger junger Mann", urteilt deshalb Wolfgang Filohn, Co-Trainer beim FC und Kenner der jungen Karriere. "Ein Typ wie Jürgen Kohler. Ihm gehört die Luft." Und die Zukunft. Bei Dynamo Güstrow spielte er noch im Angriff, vor sechs Jahren wechselte er nach Berlin. Ein junger Mann gibt Gas - wie seine Mutter Elke, als sie noch sehr jung war. Die hat nämlich, im Gegensatz zum Vater, auch Fußball gespielt - bei Hydraulik Parchim.

P. S.: Am Dienstag dieser Woche wird Marcel Fensch im Beisein von Bundesministerin Dr. Angela Merkel und DFB-Präsident Egidius Braun zum Jugendfußballer des Monats gekürt.


Günter Wiese, Kicker, 24.05.1994