Bogs vor Neubeginn / FCB-Trainer hält an Aufstiegsziel fest

"Letzte Übung: 25mal mit dem stärkeren Fuß jonglieren", so lautete Trainer Jürgen Bogs Anweisung am Dienstagvormittag in der Traglufthalle des Sportforums. Was denn, nur 25mal jonglieren? Das wäre doch ein Programmpunkt bei den ganz Kleinen. Der Pferdefuß steckte in der Größe und im Gewicht des Gerätes, es war ein Medizinball. Vorausgegangen waren die bei den Aktiven nicht allzu sehr geschätzten gymnastischen Übungen mit diesen unförmigen Bällen, aber für die Kräftigung der Bauchmuskulatur mußte halt etwas getan werden. Der FCB nutzt die guten sportlichen Möglichkeiten auf eigenem Gelände zur gewissenhaften Vorbereitung, verzichtet auf den Besuch eines Trainingscamps.

Bogs: "Wir wollen dafür in der Winterpause wieder in den Süden fahren, Malaysia und Thailand in den Vorjahren haben uns Mut gemacht. in der jetzigen Periode fließt der Schweiß zu Hause. Im Vergleich zum Vorjahr stehen lediglich ein paar Spiele mehr auf dem Programm. Die Gegnerschaft ist gewollt nicht gar zu schwer, wir brachen sie zum Einspielen einer in wesentlichen Teilen neuen Mannschaft." Trainer Bogs steht wieder einmal vor der Neuformierung seiner Elf, denn elf Abgänge und acht Zugänge hinterlassen beträchtliche Spuren. Die Veränderungen beginnen schon auf der Torwartposition, denn nach dem Weggang des vorzüglichen Nofz zum VfB Oldenburg und des soliden Ersatzmannes Kosche zu Sachsen Leipzig mußte fremde Hilfe in Anspruch genommen werden, aus den eigenen Reihen konnte die Lücke nicht geschlossen werden.

Markus Oster, früher Tennis Borussia, soll und will sie verschwinden lassen. "Ich bestritt seit meinem Ausscheiden bei TeBe im November kein Spiel mehr, hielt mich aber körperlich fit. Ich bin ein Typ, der auch allein trainieren kann. Wenn ich wieder Wettkampfpraxis habe, hoffe ich beim FCB auf einen erfolgreichen Wiederbeginn." Der athletisch gebaute Torhüter besitzt das nötige Selbstvertrauen. Vor ihm wird der letzthin bewährte Libero Brestrich eine Deckung ohne Lenz, Backasch, Buder (alle TeBe), Backs, Belka (Füchse), Fügner (Bayreuth) zu dirigieren haben, im Mittelfeld müssen Hennig (Saarbrücken), Poßling (Hertha 03) und vor allem Tolkmitt (Leverkusen) ersetzt werden.

Als Kandidaten dafür bieten sich Oesker (Blau-Weiß 90 A), Thiel (Füchse), Franke (Uerdingen A), Richert (Eberswalde), Jopek (BB) an. Und schließlich werden noch zwei Spieler aus Brünn erwartet. Sie kommen vom Erstliga-Aufsteiger Bobry und stellten sich schon zum Probetraining in Hohenschönhausen vor. Vladimir Michal könnte eine der Manndecker-Positionen übernehmen, Rene Pastorek soll Tore schießen. Er ist ein kopfballstarker Reißertyp. Mit ihm sieht sich Bogs zu einer Veränderung des vorjährigen Spielsystems in der Lage, die einsame Spitze Pronischew (im Rehabilitationstraining, vielleicht im November wieder dabei) oder Zöphel soll direkte Unterstützung bekommen, damit geht natürlich auch eine Rollenneuverteilung im Mittelfeld um Rehbein und Rambow einher.

Zu den 15 gestandenen Oberligaspielern stoßen noch neun Junioren aus dem eigenen Nachwuchs, das ist der derzeitige Stamm. Anfang August soll er auf insgesamt 20 Spieler verringert werden, bis dahin - so Bogs - hat jeder die Chance, sich einen Platz zu erkämpfen. Bogs: "Natürlich steckt Tennis Borussia in der Favoritenrolle, aber auch unser Ziel heißt Aufstieg in den bezahlten Fußball. Ein anderes kann es für uns nach der Saison 91/92 gar nicht geben. Insofern stehen wir schon unter Erfolgszwang, aber der heiße Favorit sind wir nicht. Eigentlich keine schlechte Ausgangsposition."

Wolf Kepler, Fußballwoche, 13.07.1992