Stahl Brandenburg und der 1. FC Lok Leipzig in der zweiten Fußball-Bundesliga / lach längster Saison Jubel an der Havel und an der Pleiße

Die letzte Entscheidung im Nordost-Fußball ist gefallen: Nach sechs Relegationsspielen haben der BSV Stahl Brandenburg und der 1. FC Lok Leipzig als Gruppensieger der Viererstaffeln die Qualifikation für die zweite Bundesliga geschafft. Vieles hatte vor den letzten entscheidenden Spielen schon darauf hingedeutet. Die Havelstädter konnten den ersehnten Sprung in den bezahlten Fußball aus eigener Kraft erreichen. Sie brauchten dafür eben nur einen vollen Erfolg über den 1. FC Union. Der gelang mit 2:0 (2:0) recht sicher. Stahl war bis in die Fußspitzen motiviert und bot eine runde Leistung. "Wir sind wieder ein Team", hatte Trainer Eckhard Düwiger schon nach dem 1:0 gegen Magdeburg im zweiten Spiel gesagt.

Und mit diesem Teamgeist setzte Stahl die gewiß nicht schwache Gruppenkonkurrenz matt. Der 5:3 (4:2)-Sieg des FC Berlin in Magdeburg hatte nur noch statistischen Wert. Die Havelstädter waren aus dem erbitterten Zweikampf der Berliner als lachender Dritter hervorgegangen. Traurig für Berlin, daß nun nur Hertha und Blau-Weiß die deutsche Hauptstadt in der zweiten Liga repräsentieren. Ostberlin steht damit am Neuanfang. Den FCB verlassen mit Bonan und Reich zwei der besten Spieler. Und auch für den 1. FC Union beginnt nun die Phase der Neusammlung. Auch an der Pleiße jubelte man am Sonntagabend. Lok kam ohne große Mühe in dem alles entscheidenden Spiel gegen den EFC zu einem klaren 3:0 (2:0).

Anders bewies zweimal seinen Torriecher, als er nach vom Holz zurückspringenden Bällen als Vollender zur Stelle war. Der EFC ist damit der erste deutsche Amateurverein, der im Europapokal-spielt. Es bleibt zu hoffen, daß die Hüttenstädter bis zum Herbst eine halbwegs solide Elf beisammenhalten können, um international nicht zum Gespött zu werden. In Leipzig kamen sie zu keiner nennenswerten Chance. Bemerkenswert: Lok schloß die Relegation ohne Gegentor ab. Das andere Spiel FC Sachsen gegen FSV Zwickau (1:2) hatte keine Bedeutung mehr. Nach der Partie Magdeburg - FC Berlin randalierten mehrere Gruppen Hooligans in Magdeburgs Innenstadt. Auf dem Weg vom Stadion ins Stadtzentrum wurden mehrere Geschäfte beschädigt. Nahe dem Hauptbahnhof gingen. Scheiben zu Bruch.

Autor nicht bekannt, Neues Deutschland, 24.06.1991