Krawalle bei Fußballspiel fordern einen Toten / Polizeikugel trifft 18jährigen / Mehr als 400 Randalierer terrorisieren Leipzig

Leipzigs Polizei war vor Hooligans gewarnt / erliner Polizei informierte Kollegen / Hooligans: Es war "Mord"
Leipzigs Polizei wußte oder hätte wissen müssen, was ihr am Wochenende beim Gastspiel des FC Berlin bevorstand. Die Berliner Polizei hatte die Kollegen bereits im Vorfeld darüber informiert, daß Hooligans unterwegs waren, "um Randale zu machen", erklärte der Polizeibeauftragte für Fußballfragen der taz. Dies war aus Leipziger Polizeikreisen bisher bestritten worden. Die Berliner Hooligan-Szene hat inzwischen in einem offenen Brief die "Mörderpolizei aus Leipzig" beschuldigt, ihren Kumpel "hinterhältig" erschossen zu haben. Die Polizei habe genügend Ausweichmöglichkeiten gehabt, aber gezielt auch auf Fliehende geschossen.

"Wir wissen auch, daß wir nicht unschuldige Engel sind, deshalb wollen wir kein Mitleid, sondern eine wahrheitsgemäße Berichterstattung", schließt der Brief. Erst "am Anfang einer Gewaltschwemme" sieht der Hannoveraner Fußballfan-Experte Günter Pils im Gespräch mit der taz die neuen Bundesländer. Die Jugendlichen seien nach dem Fall der Mauer "in ein massives politisches, soziales und wirtschaftliches Loch" gefallen und wüßten nicht, wie sie mit ihren Aggressionen umgehen könnten.

Autor nicht bekannt, taz, 06.11.1990