Erstes Todesopfer bei einer Fußball-Randale

Bei mehrstündigen Krawallen am Rande eines Fußballspieles in Leipzig haben Polizisten einen 18jährigen Berliner erschossen und drei Männer schwer verwundet. Die Polizei, deren stark reduzierte Kräfte von den Randalierern eingekesselt gewesen seien, habe in Notwehr gehandelt, sagte ein Polizeisprecher. Vor dem Spiel FC Sachsen gegen FC Berlin am Samstag hatten mehrere hundert Hooligans die Zugänge zum Stadion gestürmt, worauf die zahlenmäßig weit unterlegenen Beamten Tränengas und Schlagstöcke einsetzten. (Während im Stadion das mit 25 Minuten Verspätung angepfiffene Spiel lief, griffen die Hooligans die Polizei mit Eisenstangen, anderen Schlagwaffen, Reizgas und Schreckschußpistolen von zwei Seiten an und kesselten die Polizeibeamten vor der S-Bahn-Station Leutzscher Bahnhof schließlich ein. Beobachter sprachen von bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Nach dem Spiel randalierten vorwiegend Berliner Hooligans in der Innenstadt. Sie zerstörten Dutzende Schaufensterscheiben und plünderten die Auslagen. Insgesamt nahm die Polizei 80 Personen fest.


Autor nicht bekannt (AP, Reuter), Berliner Zeitung, 05.11.1990