Dynamos bleiben grün / Basis-lnitiativgruppe: BFC - Auflösung oder Umbenennung

Im BFC Dynamo geht "die Existenzangst um. Die Zukunft liegt zwischen Auflösung und Umbenennung. Von Amts wegen ist der Klub sich selbst überlassen (worden), und dieser haltlose Zustand hat die Basis mobil gemacht Sie artikuliert sich, nicht ihrer wackligen Stühle wegen, sondern der Sache willen. Immerhin repräsentiert die Nachwuchsabteilung mit 190 Kickern in den Altersklassen zwischen 6 und 18 mit elf haupt- und 30 ehrenamtlichen Trainern und Übungsleitern für 14 Mannschaften und Trainingsgruppen das Gros des Klubs. Als Initiativgruppe einer zukünftigen VP-Gewerkschaft präsentieren sich jetzt ihre Mitglieder als mündige Bürger. Wobei die Polizisten nicht einsehen wollen, daß sie bei ihrem Minister jetzt darum betteln müssen, daß sie Polizisten bleiben dürfen, die dem Sport dienen. Im Gegenteil, sie bekennen sich zu ihrer grünen Uniform, zum BFC und ihrer Arbeit.

Und dennoch steckt jeder voller Frust, was sich so anhört: "Der BFC ist auf dem Tiefpunkt seiner Geschichte angelangt, schuld daran trug eine Leitung, die nie auf ihre Mitarbeiter gehört hat", so Ex-Auswahl-Kapitän Herbert Schoen. "Wir haben darunter gelitten, daß wir praktisch eine Dreier-Leitung hatten, den DFV, die Zentrale Dynamo-Leitung und das MfS, wobei eine Minderheit über uns herrschte und uns vereinnahmte bzw. sich mit uns schmückte", formulierte Ex-Nationalspieler Noack. Masseur Harry Tost, jahrelang mit der Meisterelf hautnah liiert, verwies dann darauf, was im gesamten BFC fast alle erregt - der ständige Vorwurf einer "Stasielf". Wahr ist, daß drei Viertel aller Mitarbeiter weder bei der Stasi noch bei der Nasi waren. Die Spieler absolvierten in der Regel im Wachregiment ihren dreijährigen Dienst und wurden danach entweder als Zivilangestellte bzw. Polizisten eingestellt. Beispiele für diese Varianten sind Pastor, Ksienzyk und Rohde.

So wie die Dinge jetzt liegen, so die Initiativgründer, ist der ruinierte Ruf mit Kosmetik nicht zu retten. Man denkt an neue Namen wie "BFC '90", "FC Berlin Brandenburger Tor", "1. FC Dynamo '90", "FC Dynamo Berlin", "Polizeisportverein Berlin" usw. Eine jetzige Umtaufung ist allerdings problematisch, schließlich ist der Klub gerade als BFC Dynamo für die IFC-Sommerrunde nominiert worden, was eine Namensänderung vor Juli bremst. Diese könnte aber auch ein neuer Trägerbetrieb beeinflussen. Wenn nämlich der Herr Minister seine Fußballer nicht mehr will, dann ist ein Betrieb als Sponsor denkbar, den man wiederum so einfach nicht findet, obgleich man auch für einen derartigen Fall Initiativen parat hat. Entwicklung des Betriebssports einerseits, Nachwuchsausbildung über Internat, Lehrstellen, Berufsausbildung andererseits. Für die erste DTSB-Wahl in der Klubgeschichte (!) ein Berg an Problemen, auf die man gern auch Organisationen wie "Neues Forum" oder "Demokratischer Aufbruch" aufmerksam machen würde...


Klaus Feuerherm, Junge Welt, 17.01.1990