Katze aus dem Sack?

Für Sonnabend haben der DFV der DDR, der BFC Dynamo und der BRD-Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen die DDR-Medien zu einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin eingeladen. Das vorgesehene Thema pfeifen schon die Spatzen von den Dächern. Es geht um einen Wechsel von DDR-Nationalspieler Andreas Thom (BFC) zu Bayer. Die Spekulationen darüber machen in der BRD seit Wochen Schlagzeilen, und das Ergebnis dieser Verhandlungen hat gestern die "BILD"-Zeitung schon vorweggenommen. Danach würde Thom am Montag bei Leverkusen einen Drei-Jahres-Vertrag unterschreiben und mit 5 Millionen DM aus seinem bis 1991 bei den Hauptstädtern laufenden BFC Vertrag als "Nicht-Amateur" abgekauft. Von der Summe würde für eine Million Medikamente geliefert, und der Spieler selbst würde eine halbe Million DM Jahresverdienst erhalten, will man erfahren haben. BFC-Vorsitzender Herbert Krafft war ebensowenig bereit, die Angaben zu bestätigen, wie Bayer-Präsident Gerd A. Fischer ("Wir haben Stillschweigen vereinbart.")

Verbindlich ist allerdings: Thom reiste gestern zur medizinischen Untersuchung nach Leverkusen, und verläuft diese positiv, so soll er das Bayer-Trikot ab Jahresbeginn tragen. Einstweilen halten sich die Verhandlungspartner noch bedeckt - bis Sonnabend. Dann werden auch Vertreter des DDR-Fußballverbandes, Thom selbst, BFC-Chef Krafft und die Bayer-Manager Callmund und Fischer. (Der Satz war hier wirklich zu Ende!, E. M.) Mehrere Informationsgespräche gab's inzwischen um einen Wechsel von Rainer Ernst in die BRD. Dem BFC liegen diesbezüglich vier Angebote vor. Mittlerweile hat sich auch der BRD-Zweitligist MSV Duisburg bei den Berlinern gemeldet, um Marco Koller aus einem Vertrag mit dem BFC herauszuholen. Klar zur Wende auch für Bodo Rudwaleit, der ursprünglich seine Laufbahn beenden wollte. Er will weiter aktiv bleiben. Vorerst möchte er sich gen Osten delegieren lassen, ab 1.1. zu Stahl Eisenhüttenstadt. Und wer kommt zum BFC? Wie richtig vermutet — der Nachwuchs aus den eigenen Reihen.


Klaus Feuerherm, Junge Welt, 15.12.1989