Zernsdorfer können nun das BFC-Objekt nutzen / Noch einmal eine Runde mit Journalisten in Uckley

Der Tachometer gab Auskunft: 4,3 km vom Rat der Gemeinde Zernsdorf bis zu jener Stahltür in einem Waldgebiet von Uckley, hinter der bisher große Geheimnisse vermutet wurden. Da es jahrelang der Öffentlichkeit verschlossen blieb, war Spekulationen Tür und Tor geöffnet. Früher wurde Uckley streng als militärisches Objekt gehandhabt - das war. In den letzten Tagen gab es in diesem Sportobjekt, in dem sich die Oberligafußballer des BFC Dynamo seit Anfang der 70er Jahre auf ihre Spiele vorbereiteten, schon einige öffentliche Runden mit Fernsehen, Journalisten und vor allem mit Bürgern aus Zernsdorf und Umgebung. Der BFC hatte nun noch einmal zu einer Journalistenrunde eingeladen. Objektleiter Karl-Heinz Kämmer teilte mit, daß die Anlage in die Rechtsträgerschaft des Amtes für nationale Sicherheit übergegangen ist.

Der BFC wird dort weiter an einigen Tagen der Woche trainieren, so daß die "Öffnung" für die Bevölkerung nicht total, sondern nach einem noch festzulegenden Plan erfolgen wird. Um welche Anlagen geht es dabei? Kämmer: "Wir werden den Bürgern die Schwimmhalle, die Kegelbahn, die Halle, die Sauna und möglicherweise auch gastronomische Einrichtungen anbieten." Hauptziel bleibt die "sinnvolle Kombination von Leistungssport und Sport für die Bürger." Danach konnten sich die Journalisten ein Bild über die Sportobjekte machen. Schwimmbassin (7 x 15m), Sporthalle (60 x 15m), Sauna und möglicherweise auch gastronomische Räume gestatten, daß hier demnächst auch die Zernsdorfer ihre sportliche Betätigung finden werden. Wer gekommen war, um irgend etwas Besonderes zu entdecken, wurde bald von der Realität eingeholt.

Rainer Nachtigall von der FUWO, einst Nationalspieler, meinte nur: "Was ich hier sehe, ist doch was ganz Normales." Die Umzäunung wurde übrigens schon teilweise abgebaut. Mit dem Sporttreiben der Zernsdorfer in Uckley hätte Karl-Heinz Kämmer zufolge sofort begonnen werden können. Der Rat der Gemeinde indes hat für kommende Woche eine Beratung anberaumt, auf der ein Vertragsentwurf erörtert und weitere Details festgelegt werden - schließlich muß alles rechtlich geregelt sein. Bürgermeister Roland Kugland erklärte, daß mit der Objektverwaltung diesbezüglich klare Positionen abgesteckt sind. Seine Forderung und die des Rates: Alles, was in Sachen Freigabe für die Zernsdorfer künftig erfolgt, kann nur über den Tisch des staatlichen Organs gehen. Und wir meinen: auch über den Tisch der Abgeordneten. Fest steht auch, daß er und die Sportler der SG Kablow/Ziegelei ihren besser gepflegten Rasenplatz auch der BFC-Elf zum Training anbieten wollen, damit die ganze Sache keine Einbahnstraße wird.

So wird "Uckley" künftig auch mit Technik im Winterstraßendienst und bei der Fäkalien-Entsorgung helfen, da die Gemeinde Zernsdorf hier großen Bedarf hat. Das bei der ersten Besichtigung aus eigentlich unerklärlichen Gründen den Journalisten (darunter das DDR-Fernsehen) vorenthaltene Waldhaus hat den Charakter eines Schulungs- und Kulturobjektes. An der Tafel stehen noch die mit Kreide geschriebenen Namen des letzten Spieltages. Es gibt im Keller einen Raum für gastronomische Zwecke mit Grill und kleinem Büfett. Keiner wußte so recht, warum man es nicht gleich gezeigt hatte. Ominöse Springbrunnen entpuppten sich als Wasseranlagen, in denen für den VEB Binnenfischerei Peitz Forellen für den Handel gezüchtet werden. 1988 lieferte man 2.339 kg an den Betrieb.


Eckhard Galley / Herbert Koß, Neues Deutschland, 06.12.1989