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Der BFC Dynamo ohne Rudwaleit in Halle zum Pokalspiel und mit Oskar Kosche im Tor. Das erregte bereits Aufsehen. "Rudwaleit hat es auch abgelehnt, Reservist zu sein", sagte BFC-Trainer Jäschke. "Selbstherrlich"
nannte dies die "JUNGE WELT". Wir fragten Bodo Rudwaleit.
Stimmen diese Vorwürfe? Rudwaleit: Hier ist vom Trainer verschwiegen worden, daß ich schon am Donnerstag gesagt habe, daß ich meine
Laufbahn beendet habe. Endgültig. Helmut Jäschke hat mir nach dem 1:1 gegen Monaco gesagt, daß er kein Vertrauen mehr in meine Leistungsfähigkeit habe und deshalb Oskar Kosche in Halle aufgestellt würde. Vertrauen aber ist für
mich die wichtigste Basis.
Sie meinten also, daß Halle keine Einmaligkeit sein würde? Rudwaleit: Genau so. Aber mit mir im zweiten Glied ist niemandem ein Gefallen getan, auch Oskar Kosche nicht. Wenn
der Trainer einen jungen Mann heranführen will, stelle ich mich nicht dazwischen. O. K. - also ran mit dem nächsten. Dann bin ich für den Schlußstrich.
Gab es schon Andeutungen im Europacup-Vorfeld? Rudwaleit:
Nein. Das kam für mich völlig überraschend. Deshalb kam ich mir auch vor wie der Sündenbock fürs Ausscheiden im Europacup. Mein Entschluß ist deswegen nicht aus Frust gefaßt. Ich mag keine Schrecken ohne Ende...
Haben Sie nicht einen Vertrag mit dem BFC?
Rudwaleit: Sicher. Aber ich hoffe, daß sich das beidseitig vernünftig klären läßt.
Soll so ihr Abschied aussehen? Rudwaleit:
Die Jahre waren lang, die Kritik von den Zuschauern auch manchmal hörbar. Sicher hätte ich mir einen anderen Abschluß gewünscht, daß man mir z. B. gesagt hätte: Bodo, noch die Halbserie zu Ende, und dann...
Was wollen Sie nun machen?
Rudwaleit:
Abstand gewinnen und dann vielleicht als Nachwuchstrainer beim BFC arbeiten. Meine Konsequenz hat sicher manchen schockiert. Aber das Recht habe ich doch wohl. So was hat auch ein bißchen was mit Stolz zu tun.
Bodo
Rudwaleit - das sind imponierende 1,97 m, 32 Länderspiele und 32 Lebensjahre, ein Oberliga-Rekord von 255 Spielen in Serie (313 insgesamt) und 43 EC-Spiele für den BFC (1. Terletzki/46), das sind aber auch noch hohes Können und
Leistungswillen. Solche Persönlichkeiten hat der DDR-Fußball wenige. Können wir, kann der BFC, so einfach drauf verzichten? Mir will nicht in den Kopf, daß dies das letzte Wort war...
Wolfgang Hartwig, Berliner Zeitung, 07.11.1989
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