Der BFC ist gefordert

Der Anblick spricht für sich. Sogenannte "Fans" des BFC verwüsteten während des Spiels BFC-Monaco große Teile eines Zuschauerblocks. Die zertrampelten Sitzbänke und zerstörten Betonsockel bedeuten einen Schaden von etlichen tausend Mark. "Das ist schon schlimm. Aber wir waren einer Katastrophe nahe, weil Wunderkerzen auf die Tartanbahn geworfen wurden", sagte Stadionchef Kurt Lowack. "Unsere Appelle halfen nichts. Nur durch den Einsatz besonnener Kollegen, die sich dabei die Kleidung beschädigten, ist Schlimmeres verhinder worden.Brennender Tartan bringt enorme Gefahren. Mir ist unbegreiflich, daß danebenstehende Sicherheitskräfte da nicht eingegriffen haben."

Ein Spielabbruch wäre unvermeidbar gewesen... Uns erreichten in den letzten Wochen viele Beschwerden über das rücksichtslose, aggressive Auftreten eines kleinen Trupps unter den BFC-Fans, der auch jederzeit zu Prügeleien bereit ist. André Mielke, ein Betroffener: "Früher waren sie bei den Oberligaspielen in der Nordkurve. Nun stehen sie auf den besten Sitzplätzen der Gegengeraden. Ja, sie stehen und sie schwenken riesige Fahnen, pausenlos. All jene, die für gute Sicht im Sitzen etwas mehr bezahlten, können sich nun aussuchen, ob sie auch aufstehen oder sich woanders hin verziehen. Am besten in die Kurve, denn da steht jetzt niemand. Fluchend haben das schon hunderte getan. Wer sich dagegen wendet, wird bedroht..."

Der BFC - der sich engagiert um die echten Fans kümmert - muß sich fragen lassen, ob er diesen Trupp noch in seinem Stadion bzw. auf jenen Blocks dulden will. Wenn ja, muß er auch in Kauf nehmen, daß andere Fußballfreunde auf den Stadionbesuch verzichten. So viele sind es sowieso nicht mehr. "Viele tausend Fans mehr von auswärts haben in den letzten Monaten fast nichts kaputt gemacht." So Kurt Lowack. Das besorgt nun ein kleiner Berliner Rowdy-Trupp. Nun ist der BFC gefordert.

Wolfgang Hartwig, Berliner Zeitung, 06.11.1989