Im Kreuzverhör: Burkhard Reich

Der 24jährige Burkhard Reich bestritt am Mittwoch gegen Malta sein viertes Länderspiel. Für uns war das Grund zu einem Gespräch mit dem BFC-Spieler. Mit dem gebürtigen Fürstenwalder unterhielt sich unser Redaktionsmitglied Manfred Hönel.

Bist du mit guten Gefühlen in Valetta vom Platz gegangen"?
Reich:
Wir haben den Gegner nicht auf die leichte Schulter genommen. Die Malteser kämpften mit großem Einsatz und Ehrgeiz, aber die Gegenwehr hielt sich doch in Grenzen.

Eure Mannschaft würde von Eberhard Vogel betreut, wie seid ihr mit ihm zurechtgekommen?
Reich:
Es war ein Spiel ohne Probleme, da gibt es keinen Grund zur Aufregung, außerdem ist Eberhard Vogel ein ruhiger Typ. Ich habe so den Eindruck, daß Eduard Geyer und er sehr gut harmonieren, was für unsere Auswahl und damit für unseren Fußball nur gut sein kann.

Du hast Vorstopper gespielt, hat dich da die Rostocker Niederlage vom letzten Meisterschafts-Wochenende noch belastet?
Reich:
In Rostock besetzte ich nur in der zweiten Halbzeit den Vorstopperposten. Aber das Spiel war für mich abgehakt. Der Blick nach vorn ist im Fußball wichtig.

Ihr habt auf Malta das Resultat des WM-Qualifikationsspiels Türkei—Österreich erfahren, wie denkst du über den 3:0-Erfolg der Türken?
Reich:
Wir haben auf ein solches Ergebnis gehofft, denn nun ist weiter alles offen. Sollte die UdSSR gegen die Türkei gewinnen, dann reicht uns ein Unentschieden, und das bedeutet Kampf- und Nervenkraft, denn im Prater-Stadion dürfte einiges los sein. Müssen wir gegen Osterreich gewinnen, bleibt uns wahrscheinlich nur ein Spiel mit der Taktik wie gegen die UdSSR. Auf alle Fälle bleiben wir Optimisten mit dem Willen, bis zum Umfallen zu kämpfen.

Die nächste Aufgabe ist das Oberliga-Match gegen  Dynamo Dresden. Wie ist das, wenn man sich Mittwoch in der Nacht von jenen Mannschaftskameraden verabschiedet, gegen die man am Sonnabend anzutreten hat?
Reich:
Oberliga und Auswahl sind zwei verschiedene Paar Schuh. In der Nationalmannschaft vertreten wir alle unser Land, im Klub kämpfen wir getrennt, aber jeder um die Oberliga auch wieder dem DDR-Fußball zu nutzen.

Bei dir geht es in diesen Tagen besonders rund, du kommst kaum dazu, die Töppen zu putzen, am Mittwoch kommt der AS Monaco, verkraftest du den Dauerstreß?
Reich:
Bis jetzt recht gut. Ich habe keine Blessuren und fühle mich gut in Schwung, wenn wir nun auch noch aus dem 0:0 in Monaco Kapital schlagen können und ins Europacup-Viertelfinale ziehen, ertragen sich die Anstrengungen sicher recht leicht.


Manfred Hönel, Junge Welt, 27.10.1989