Es besteht kein Grund zur Resignation / BFC-Meisterelf auf Rang vier nach der Herbstserie - aber die Pokal- und Medaillenchancen sind noch intakt / Zurück zu alter Angriffsgefährlichkeit, zu Kämpfertum und Kollektivität

Die Oberliga-Zwischenbilanz ist eine ernüchternde. Die Punkt (15:11)- und Torzahlen (26:15) sind die schlechtesten, die der BFC seit der Serie 1974/75 vorweisen kann. Die Quittung: Rang 4, neun Punkte Rückstand zum Tabellenführer Dynamo Dresden. "Wir schöpften im Herbst nicht im entferntesten unsere Potenzen aus." So ohne Umschweife Jürgen Bogs, dessen Schützlinge athletisch, kämpferisch, nervlich und konzeptionell erheblichen Schwankungen unterworfen waren. Dabei verloren sie an Heimstärke (6 Minuspunkte!), die Angriffswirkung, dank der individuellen Qualitäten, seit jeher eine BFC-Stärke, schmolz wie Schnee dahin.

Auch bei Andreas Thom, Rainer Ernst, Thomas Doll. Im Vorjahr hatten sie zum gleichen Zeitpunktzusammen 28 Treffer erzielt, diesmal erst 13. Zudem stach ein weiterer Trumpf nicht, der einst das Synonym unserer Dynamos war. Gemeint sind die Standards vorm gegnerischen Tor, die Ecken, Eingaben, Freistöße, die heute fast niemanden mehr schrecken. Was jedoch am meisten schmerzte, war der EC-Einbruch von Bremen. Hier wurde nicht nur die Riesenchance vergeben, sich über einen rnommierten Kontrahenten hinweg im europäischen Klubfußball in den Vordergrund zu schieben, "hier verspielten wir einen großen Kredit an Sympathien, den wir uns nach dem hervorragenden 3:0-Hinspiel in Berlin auch über die Stadtgrenzen hinweg erobert hatten", gestand Bodo Rudwaleit.

Der "Lange", der seit fast neun Jahren in 233 Punktspielen in Folge im Tor steht, wie Frank Rohde waren erneut ein Muster an Kämpfertum, Hingabe und steter Bereitschaft. Leider gab es nicht das nötige Echo. Am ehesten schöpfte wohl Eike Küttner seine Möglichkeiten aus. Und nach Marco Köller, Hendrik Herzog weckte in der Endphase mit Jens-Uwe Zöphel noch ein dritter 19jähriger Bursche Hoffnungen. "Im Kampf um die Medaillen und im Pokal sind wir weiter im Rennen. Ich denke, jeder von uns weiß, was die Stunde geschlagen hat. Wir haben gründlich analysiert, uns ungeschminkt die Wahrheit gesagt und seit Beginn des Jahres ziehen alle in der Vorbereitung hundertprozentig mit."

Die Worte von frank Rohde bestätigt auch Jürgen Bogs, der nichts unversucht läßt, die moralische, willensmäßige Komponente bei seinen Schützlingen stärker zu entwickeln. "Ich bin davon überzeugt, die Mannschaft hat den Ehrgeiz und den festen Vorsatz, allen zu beweisen, daß sie noch längst nicht abgeschrieben werden muß." Große personelle Veränderungen gab es nicht. Waldemar Ksienzyk und Burkhard Reich, die ja Ende vorigen Jahres operiert werden mußten, stehen erst in der Rehabilitation, also noch nicht zur Verfügung. Jörg Fügner stieg nach achtmonatiger Pause erneut voll ein, Sven Fochler rückte wieder aus der Liga-Elf auf.

BFC-Information, Winterpause II/88/89