Kommen und engagiert bleiben - Meisterart

Ansprüche zu stellen, ist normal. Ansprüche zu realisieren, ist nicht immer leicht. Dazu gehört nüchterne Kalkulation wie Unnachgiebigkeit. Beides praktizierte der fünffache Meister BFC seit 1978/79, dem ersten Titelgewinn, auf besonders eindrucksvolle Art jedoch im vergangenen Spieljahr: weder eine niederlagenfreie Saison noch 12 Punkte Vorsprung auf den Vizemeister hatte ein DDR-Meister je zu offerieren! 24mal stand der BFC an der Tabellenspitze (86mal von 130 möglichen Tabellenführungen seit 1978/79!). Mit der Ausbeute des ersten Titelgewinns (46:6 Punkte) schloß der Klub auch 1982/83 ab. Sein jeweiliger Punktvorsprung zwischen 1978/ 79 und 1982/83:7 - 1 - 3 - 7 - 12. In jeder Saison über 70 Tore zu schießen (75 - 72 - 74 - 74 - 72), war nachgerade ein Pflichtprogramm. Tore erzielten die Berliner in jedem Spiel, insgesamt 72:22 (2,77: 0,84 Durchschnitt), in 13 Treffen jeweils drei und mehr.

10mal blieb der Meister ohne Gegentore, zweifellos ein Verdienst des reifsten Mannschaftsteils, der Abwehr nämlich. In beiden Halbserien behaupteten die Hauptstädter Platz 1; im Herbst mit 34:12 T. und 21:5 P., im Frühjahr mit 38:10 und 25:1. Seit dem 8. ST. gab die Elf die Tabellenspitze nicht mehr ab. Psychologische Stabilität, Konzentrationsfähigkeit, Leistungswille, Ehrgeiz, Zielstrebigkeit in allen Spielen (auch mit einigen Balanceakten) führten zu imponierenden Bilanzen, seit 1978/79: in 130 Spielen nur 11 Niederlagen; 30mal hintereinander in H-Spielen unbesiegt (102:20 T., 57:3 P.) sowie in 30 Punktspielen überhaupt (80:26 T., 52:8 P.); 227:39 T. und 124:6 P. weisen seine Heimstärke ebenso aus wie 140:75 T. und 91:39 P. in fremden Gefilden. Bis auf den FCV (2:2 P.) verwies der Meister alle anderen Oberliga-Kollektive in die roten Zahlen (4:0 P. gegen 1. FCM, Hansa, FCK, Aue, Union, Halle, Böhlen und Zwickau), jeweils 3:1 gegen Jena, Erfurt, Lok und Dresden).

Er überbrückte Riedigers Verletzungsausfall nach der 15. Runde, sorgte bei Ernst, Rohde, Backs und Götz für Qualitätssprünge. 15 Spieler garantierten die Besetzungsstabilität (die restlichen 6 kamen zusammen nur auf 12 Einsätze). In ihren unterschiedlich langen Laufbahnen repräsentieren die 21 BFC-Meisterakteure insgesamt 2.135 Punktspieleinsätze - kommen und engagiert bleiben, das macht Meister, Titelgewinner und --verteidiger aus! Kritisches sei schließlich noch angemerkt: In fünf Meisterjahren gewann der BFC nie den Pokal, das Doppel, er schnitt im EC I (K. o. in der 1. Runde: Hamburger SV 1:1, 0:2) so schlecht ab wie nie zuvor; er besaß keinen Freistoßspezialisten (nicht einen direkt verwandelt) und vermochte auf keinen Dreimannsturm internationalen Formats zurückzugreifen. Auch nach fünf Titeln sind die (Erfolgs-)Weiden noch lange nicht abgegrast.

Autor nicht bekannt, Neue Fußballwoche, 21.06.1983