Die drei K von Kapitän Rudwaleit / Was er unter Konzentration, Kontinuität und Kollektiv versteht

Fragt man Bodo Rudwaleit, wie es denn komme, daß der BFC Dynamo nun schon seit Jahren die Spitzenstellung in unserem Land einnimmt, so nennt der Kapitän vor allem drei Gründe. "Wir konzentrieren uns eben auch gegen vermeintlich schwächere Kontrahenten. Wo unsere Konkurrenz Punkte verliert, da bemühen wir uns, Boden gutzumachen." Wer die vergangene Saison noch einmal Revue passieren läßt, der kann dem Torwart nur zustimmen. Auch der BFC trat nicht immer in Bestform an, hatte "Hänger" aufzuweisen, was nur natürlich ist. Doch auch in solchen Phasen nutzte er seine Stärken, zeigte sich nie leichtfertig, riß sich im richtigen Augenblick wieder zusammen. "Unsere Besetzung war zumeist relativ stabil", knüpft Bodo Rudwaleit den Faden weiter. "Einer kennt den anderen, und es gelang uns, durch diese Kontinuität Nachwuchsleute nahezu nahtlos einzubauen, fast ohne Qualitätsverlust." Zahlreiche Namen stehen für diese Feststellung: Ernst, Backs, Götz, um nur einige zu nennen.

Ober diese Kontinuität in der Besetzung fand der BFC zu einer bestimmten Stabilität der eigenen Spielweise, prägte so seinen Stil aus. An der Seite der erfahrenen Akteure gewannen jüngere Leute an Profil, erhielten durch sie Impulse, die sie der Mannschaft zurückgeben. So konnten auch Verletzungsausfälle (Riediger) in einem Maße kompensiert werden, wie das bei anderen Mannschaften nicht der Fall war. Dieses Wechselspiel dieses systematische Heranführen der Talente macht eine der Stärken des Meisters aus. Wesentlich scheint mir die dritte Bemerkung des Kapitäns: "Im Umfeld stimmt bei uns alles. Darunter verstehe ich das Verhältnis zwischen Leitung und Mannschaft. Das bezieht sich insbesondere auf die Atmosphäre in unserem Kollektiv." An Herzdrücken stirbt beim BFC niemand, und mit seiner Auffassung hält keiner hinter dem Berg. Offene Fragen werden gar nicht erst zu Problemen, weil die Spieler unter sich freimütig darüber sprechen.

"Einer sagt dem anderen seine Meinung, natürlich im entsprechenden Ton", meint Bodo Rudwaleit. Die Mitarbeit der Spieler, ihr Bemühen, Schwächen unter sich abzustellen, diese Selbsterziehung, die Kritik und Selbstkritik einschließt, das ist ein wichtiger Faktor beim Reifen eines Kollektivs. Der Kapitän weicht auch weniger angenehmen Fragen nicht aus. Woran es denn liege, daß das, was bei uns für gut befunden wird, international noch nicht reicht, will ich wissen. "Uns ist klar", lautet die Antwort, "daß wir höheren Maßstäben entsprechen müssen. Und da kann es auch für uns kein Trost sein, bisher im EC gegen spätere Sieger oder Finalisten ausgeschieden zu sein. Wir müssen eben noch zielstrebiger an uns arbeiten, um auch im EC den Erwartungen zu genügen, die man an uns stellt." Konzentration, Kontinuität, Kollektivgeist - BFC-Gütezeichen. die es gestatten, höhere Aufgaben zu meistern.

Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 14.06.1983