Falko Götz: Wir wollen nur im Stadion die Kräfte messen!

Unsere Juniorenauswahl hat ihr diesjähriges Länderspielprogramm abgeschlossen. Die nächsten Wochen und Monate werden von den Spielern zu intensivem Training genutzt, um gut vorbereitet in das neue Jahr gehen und beim UEFA-Turnier im Mai in unserer Republik erfolgreich bestehen zu können. Einer von ihnen ist der 17jährige Falko Götz. Am 26. März 1962 in Rodewisch geboren, die Kindheit in Kremmen und Bergfelde vor den Toren Berlins verlebt, mit dem Fußballspielen als Sechsjähriger beim FC Vorwärts Berlin begonnen, stürmt der veranlagte Schwarzschopf seit 1971 für den BFC Dynamo. Die letzten Monate waren für ihn besonders ereignis- und erlebnisreich.

Seit August dieses Jahres hat er mit unserer Juniorenauswahl 13 Länderspiele bestritten. Dabei unterstrich er in den jüngsten fünf Begegnungen mit vier Treffern seine Durchschlagskraft, seine Torjägerqualitäten. Die erste Turnier-Bewährungsprobe erlebte der Elektromechanikerlehrling aus dem Werk für Fernsehelektronik, der im Sommer 1978 die 10. Klasse mit einem Zensurendurchschnitt von 1,6 abgeschlossen hat, bei den Jugendwettkämpfen der Freundschaft im August in Polen. Beim 2:0-Auftakterfolg über die Vertreter der Sozialistischen Republik Vietnam gab er seinen Länderspieleinstand. Noch viel einprägsamer als dieser gute Auftakt und der am Ende vierte Platz im Turnier waren für den Berliner die vielen Kontakte zu Gleichaltrigen anderer Länder. "Vor allem mit den Vietnamesen waren wir öfter zusammen. Gemeinsam unternahmen wir an einem spielfreien Tag eine Fahrt in die Umgebung von Poznan.

Dabei erzählten uns die sehr aufgeschlossenen Freunde von den furchtbaren Jahren des Krieges, seinen verheerenden Folgen und den großen Bemühungen beim Wiederaufbau des Landes
", schildert Falko Götz. Vor einem Vierteljahr weilte der Siebzehnjährige auch mit einer Juniorenauswahl der Sportvereinigung Dynamo in Wolgograd. "Fast jede Familie in der Stadt hat im zweiten Weltkrieg Angehörige verloren. Große Gedenktafeln mit den Namen der Gefallenen mahnen die Lebenden, alle Kraft dafür einzusetzen, daß sich solche Schrecken und Greuel nicht wiederholen." Sein bisheriges Leben hat Falko Götz in Frieden verbringen können. Damit es auch weiterhin so bleibt, war es für ihn eine Herzenssache, seinen Namen unter die Willenserklärung zu setzen. "Denn wir wollen auch künftig mit sportlichen Rivalen im Stadion die Kräfte messen und uns nicht als Gegner auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen!"


Manfred Binkowski, Neue Fußballwoche, 27.11.1979