Interview mit Reinhard Lauck / Warum der Routinier eine Saison anhängt

Maßgeblichen Anteil am Titelgewinn des BFC Dynamo hatte der am 18. September 1946 geborene, 33fache Nationalspieler Reinhard Lauck. In Sielow (Bezirk Cöttbus) stand seine Fußballwiege, ehe er zu Energie Cottbus ging. 1967 kam er nach Berlin zum 1. FC Union, mit dem er 1968 den FDGB-Fußballpokal gewann. Seit 1973 spielt er beim BFC Dynamo. Nach der Meisterehrung im Jahn-Sportpark führten wir mit dem ältesten Aktiven der Berliner Dynamo-Elf das folgende Gespräch:

Sie nahmen mit der DDR-Nationalelf an der WM-Endrunde 1974 teil und wurden mit ihr 1976 Olympiasieger. Wie ordnen Sie nun den Gewinn des Meistertitels in Ihre langjährige Sportlerlaufbahn ein?
Lauck:
Natürlich haben die internationalen Bewährungsproben den Vorrang. Doch schon an nächster Stelle rangiert der Titelgewinn mit dem BFC Dynamo. Ich feierte in dieser Meisterschaft gewissermaßen meinen dritten Frühling.

Sie haben bereits geäußert, daß Sie ursprünglich nach dieser Saison die Schuhe an den berühmten Nagel hängen wollten, in Anbetracht des Titelgewinns nun jedoch noch. eine Saison anhängen. Was hat Sie dazu bewogen?
Lauck:
Vor allem möchte ich mit dem BFC nun auch in internationalen Treffen nachweisen, daß wir einen Leistungssprung vollzogen haben. Der Bitte der Trainer, weiterzumachen, um den jungen Spielern mehr Ruhe und Sicherheit zu geben, bin ich deshalb gern nachgekommen.

Die Trainer des BFC wiesen bereits auf entscheidende Punkte hin, die diesen Leistungsaufschwung möglich machten. Worin sehen Sie als ältester Aktiver die Ursache, daß dieses spektakuläre Ergebnis gelang?
Lauck:
Die Truppe ist in der vergangenen Saison noch enger zusammengerückt und wurde zu einem unerschütterlichen Kollektiv: Als wir nach dem sechsten Spieltag souverän an der Spitze lagen, stellten wir uns höhere Ziele und faßten den Meistertitel bereits ins Auge: Die größere Trainingsbelastung nahmen wir gern auf uns. In bester körperlicher Verfassung verstanden wir es dann immer besser, unsere offensive Spielkonzeption auch auswärts durchzusetzen.

Was müßte in der Mannschaft im Hinblick auf die bevorstehenden Europacupspiele noch verbessert werden?
Lauck:
In der engeren Abwehr müssen wir noch cleverer und zweikampfhärter werden. Solche Fehler wie beim 3:1 gegen den FC Karl-Marx-Stadt dürfen uns nicht unterlaufen. Sie werden von international namhaften Mannschaften noch härter bestraft als in unserer Oberliga. Das mußten wir ja schon bei Roter Stern Belgrad zur Kenntnis nehmen. Vorn gilt es, die klaren Chancen noch besser als in der Meisterschaft zu nutzen, denn sie werden gegen große Rivalen kaum in dieser Fülle vorhanden sein, wie in den Oberligaspielen.

Werner Fischer, Berliner Zeitung, Datum nicht bekannt (Juni 1979)