In der Chancenverwertung liegen noch Reserven

BZ-Gespräch mit BFC-Trainer Bogs zur bevorstehenden zweiten Halbserie
Mit den Punktspielen in Halle, zu Hause gegen den 1. FC Lok, dem sich anschließenden Ortsderby gegen den 1. FC Union sowie den Treffen im Halbfinale des FDGB-Pokalwettbewerbs mit dem Titelaspiranten 1. FC Magdeburg hat der BFC Dynamo gleich zu Beginn der neuen Saison äußerst schwere Aufgaben vor sich. Wie hat sich der Berliner Klub darauf vorbereitet? Dazu führten wir mit dem Trainer des Oberliga-Kollektivs, Bogs, mit 31 Jahren zugleich jüngster Trainer unserer höchsten Spielklasse, das folgende Gespräch:

Vor dem Anstoß zur zweiten Halbserie der DDR-Fußballmeisterschaft am 18. Februar führte der BFC eine stattliche Anzahl von Übungsspielen durch. Welche Ziele wurden damit hauptsächlich verfolgt?
Bogs:
Zum einen wollten wir die Mannschaftsharmonie weiter verbessern, zum anderen waren wir bemüht, athletische Ausbildung und Spiel miteinander zu verbinden. Aber auch andere Sportarten, wie Basketball und Volleyball in der Halle, halfen uns, die Aktiven in gute konditionelle Verfassung zu bringen.

Welche Fortschritte wurden Ihrer Meinung nach erzielt?
Bogs:
Während man mit den Leistungen der Mannschaft in den Übungsspielen gegen Chemie Leipzig und den FC Hansa Rostock nicht ganz zufrieden sein konnte, zeigte sich in den Treffen in Riesa und gegen den SASK Elstal, in denen wir zwölf Tore erzielten, gewachsene Stabilität und Torgefährlichkeit. Das konnte auch am Sonnabend beim 3:1 gegen den renommierten Gast Slovan Bratislava bestätigt werden. Dennoch läßt die Chancenverwertung Wünsche offen. Hier liegen noch Reserven.

Es wird jetzt viel davon geschrieben und gesprochen, daß das moderne offensive Fußballspiel eine Kombination von Raum-Mann-Deckung erfordert, um mehr Spieler für das eigene Angriffsspiel freizubekommen. Wird der BFC damit aufwarten?
Bogs:
Wir wollen allmählich zu dieser taktischen Variante, die ein blindes Verstehen der Spieler untereinander erfordert, übergehen und sie in einigen Spielen anwenden. Bei dieser Taktik muß ja, sobald sich ein Abwehrspieler in den Angriff einschaltet, ein anderer dessen Abwehraufgaben übernehmen. Das klappt bei uns noch nicht in dem Maße, wie wir uns das vorstellen. Um unsere Abwehr nach relativ leichten Spielen gegen einen schwereren Gegner zu testen, bestritten wir noch die Partie gegen Slovan. Gleich in der ersten Minute zeigte sich, daß unsere Befürchtungen nicht unbegründet waren. CSSR-Nationalspieler Ondrus konnte schon in der ersten Minute durch unsere Abwehr spazieren und das 0:1 erzielen. So etwas können wir uns in den Punktspielen nicht leisten.

Wie lautet die Wunschbesetzung des Trainers für die schon erwähnten schweren Auftakt-Punkt-Begegnungen?
Bogs:
Wir möchten in der Besetzung beginnen, in der wir die letzten Treffen der 1. Halbserie bestritten. Wir hoffen, daß dieses Kollektiv schnell zu einer konstanten Form findet. Das Tor hütet Bodo Rudwaleit, die Abwehrkette sollen Noack, Trieloff, Rohde und Eigendorf bilden. Im Mittelfeld stehen Lauck, Terletzki und Labes, während für den Angriff Riediger, Pelka und Netz erste Wahl sind. Mit Schwerdtner fürs Tor, Jonelat und Brillat in der Abwehr sowie Jüngling und Sträßer für Mittelfeld und Angriff besitzen wir gute Auswechselspieler. Besonders Sträßer zeigte zuletzt ansprechende Form und ist erster Anwärter auf einen Platz im Angriff, falls ein anderer Spieler ausfällt. Helms erlitt einen Muskelfaserriß, hat aber bereits wieder mit leichtem Training begonnen. Der von Schwerin gekommene Klaus Lüdke, zeigte in den letzten Tagen, daß er die höheren Anforderungen doch nicht ganz verkraftet hat.

Welches Ziel hat sich der BFC Dynamo für die zweite Halbserie gestellt?
Bogs:
Unsere Absicht, einen Medaillenplatz zu erringen und damit die Teilnahme am UEFA-Cup zu sichern, ist unverändert. Mit unserem derzeitigen dritten Tabellenplatz besitzen wir dafür eine günstige Ausgangsstellung. Im FDGB-Pokalwettbewerb werden wir uns bemühen, das Finale zu erreichen. Im Hinblick auf die bevorstehende Saison möchte ich aber auch darauf verweisen, daß die zu erwartenden widrigen Bodenverhältnisse in den ersten Treffen sicher auch manche Überraschung bereithalten werden.


Werner Fischer, Berliner Zeitung, 13.02.1978