Zur Situation befragt: Trainer Jürgen Bogs

An Enttäuschungen fehlte es nicht in der 1. Halbserie, nun aber doch noch der dritte Tabellenplatz. Ist die Dynamo-Fußballwelt wieder heil?
Bogs:
Wir freuen uns erst einmal alle, daß es in den letzten Wochen in der Meisterschaft und im Pokal so gut geklappt hat. Aber natürlich wollen wir uns mit dem Erreichten nicht zufriedengeben...

...also noch Reserven ausschöpfen?
Bogs:
Wir probierten am Saisonanfang - abgesehen vom Angriff - viel, positionell, aber auch in der Spielanlage. Jetzt steht unsere Stammformation. Das hot sich bereits ausgezahlt. Im Zusammenwirken der einzelnen Mannschaftsteile streben wir nun weitere Fortschritte an, auch spieltechnisch und -taktisch sind wir noch nicht ausgereift.

Was bei den zahlreichen jungen Leuten ohnehin kaum schon zu erwarten ist?
Bogs:
Genau, Zeit und Geduld sind da am Platze. Trotzdem kamen besonders Rudwaleit und Trieloff tüchtig voran. Pelka und Eigendorf ebenfalls, wenn es auch noch manche Ecken und Kanten gibt. Helms und Jüngling haben und werden weiterhin ihre Chance erhalten.

In der Saisonauswertung hat der BFC bei den Torschüssen eine beachtliche Quote aufzuweisen. Gewiß Ausdruck einer offensiven Grundeinstellung?
Bogs:
Darum sind wir immer bemüht gewesen, auch in unserer schwächeren Phase. Zwei Tore gegen Karl-Marx-Stadt, den HFC und den 1. FC Magdeburg hätten eigentlich zu Hause zu Siegen reichen müssen. Seinerzeit war aber das Mittelfeld meist mit Terletzki, Trieloff und Jüngling noch zu unausgeglichen besetzt. Hier haben wir nun mit Terletzki, Lauck, Labes oder P. Rohde eine weitaus optimalere Lösung gefunden. Auch das hat sich günstig auf unsere Angriffsaktionen bei gleichzeitig stabileren Abwehrleistungen ausgewirkt.

Sie sind ein Anhänger der kombinierten Raum- und Manndeckung. Wird sich das im Dynamo-Spiel in stärkerem Maße niederschlagen?
Bogs:
Ich habe es in der vorangegangenen fuwo-Ausgabe schon kurz angedeutet, daß wir damit bislang nicht den rechten Erfolg hatten. In Leipzig beim 1:4 gegen Lok sind wir zum Beispiel förmlich auf die Nase gefallen. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ich muß noch einmal unsere Mittelfeldreihe erwähnen. Mit so erfahrenen Spielern, wie wir sie im Augenblick dort zur Verfügung haben, wird auch die erwähnte Spielweise trotz so junger Verteidiger wie Noack, Trieloff und Eigendorf eher möglich sein. In den Vorbereitungstreffen auf die zweite Meisterschaftshälfte wollen wir sie jedenfalls erneut anwenden, weil sie wohl auch für die gesamte Entwicklung unseres Fußballs nützlich sein dürfte.


Autor nicht bekannt, Neue Fußballwoche, 03.01.1978