Interview mit Ralf SträßerRalf Sträßer / In der Schnelligkeit gibt es noch einige Reserven

Mit bisher guten Leistungen rechtfertigte der 18jährige Ralf Sträßer im Oberligakollektiv des BFC Dynamo das Vertrauen, das sein Trainer Harry Nippert ihm entgegengebracht hat. Am vergangenen Sonnabend konnte der ehemalige Junioren-Auswahlspieler in Zwickau bei seinem zweiten Punktspieleinsatz sein erstes Meisterschaftstor erzielen. Im Anschluß an diese Begegnung, in der es dem BFC als erster Mannschaft in dieser Saison gelang, einen 0:3-Rückstand noch in einen Sieg umzuwandeln, führten wir mit dem hoffnungsvollen Talent das folgende Gespräch:

Sie erzielten ausgerechnet gegen Nationaltorhüter Croy Ihren ersten Oberliga-Punktspieltreffer. Was sagen Sie selbst dazu?
Sträßer:
Lauck bediente mich in der 49. Minute mit einer Mustervorlage. Croy versuchte den Winkel zu verkürzen, doch ich schoß im richtigen Moment ab und konnte erst einmal auf 1:3 verkürzen. Das gab der gesamten Mannschaft neuen Mut, das Steuer noch herumzureißen.

Wie kamen Sie zum Fußballspiel?
Sträßer:
Es begann wie gewöhnlich in Schul- und Straßenmannschaften. Zehnjährig ging ich dann mit einem Freund zu Post Berlin. Zwei Jahre später meldete ich mich beim BFC an. Hier trugen besonders die ehemaligen Nationalspieler Herbert Schoen und Günter Schröter zu meiner weieren Entwicklung bei.

Welchen anderen Sportarten sind Sie neben Fußball noch besonders zugetan?
Sträßer:
Ich treibe auch sehr gern Leichtathletik, wobei ich das Laufen und Springen bevorzuge.

Sie spielten beim BFC vor ihrem Oberligaeinsatz in der Nachwuchself. Welche Unterschiede dazu ergeben sich in der höchsten Männer-Spielklasse?
Sträßer:
Das gesamte Spielgeschehen ist weitaus schneller und härter als im Nachwuchsbereich. Man hat nicht viel Zeit, den Ball erst einmal in Ruhe anzunehmen und weiterzuleiten. Alles spielt sich in Bruchteilen von Sekunden ab. Das erfordert auch weitaus mehr Konzentration über die gesamten 90 Minuten hinweg.

Wie schätzen Sie selbst Ihr derzeitiges Leistungsvermögen ein? Was glauben Sie selbst noch verbessern zu müssen, um sich weiter in den Vordergrund als Stürmer schieben zu können?
Sträßer:
In der Schnelligkeit mit und ohne Ball muß ich noch einiges hinzulegen. Hier liegen noch Reserven. Aber auch mein Drang zum Tor muß noch ausgeprägter werden.

Wie sehen Ihre sportlichen Pläne aus und haben Sie Vorbilder?
Sträßer:
Durch beständige Leistungen möchte ich mir erst einmal einen Stammplatz im im Oberligakollektiv des BFC sichern. Ein bestimmtes Vorbild habe ich nicht, denn ich möchte einen arteigenen Stil finden und mich selbst weiter profilieren. Aber die bisherige Laufbahn meines Mannschaftskameraden Hans-Jürgen Riediger, der leider zur Zeit verletzt ist und der schon mit 19 Jahren den Sprung in die Nationalelf schaffte, ist für mich ein großer Anreiz, ihm nachzueifern. Natürlich weiß ich, daß es dazu noch großen Trainingsfleißes bedarf.

Welche beruflichen Absichten hegen Sie?
Sträßer:
Zur Zeit bin ich Abiturient. Nach bestandenem Examen möchte ich ein Sportlehrer-Studium aufnehmen, mit dem Ziel, später einmal als Diplom-Sportlehrer tätig zu sein.

Werner Fischer, Berliner Zeitung, Datum nicht bekannt (Mitte Dezember 1976)