Tainer-Fazit der Saison 1975/76

Die XXVIII. DDR-Fußballmeisterschaft ist Geschichte. Fuwo bat die 14 Cheftrainer der Oberliga-Vertretungen um eine erste kritische Bilanz zu folgenden drei Fragen. Selbstverständlich stellen die nebenstehenden Antworten nur ein erstes Fazit dar. Es zu vertiefen, stärker in die Details zu gehen, werden wir in den kommenden Wochen bemüht sein.

Wie beurteilen Sie das Abschneiden Ihrer Mannschaft in der vergangenen Saison?
Nippert:
Unsere Zielstellung, einen Medaillenplatz zu sichern, haben wir erfüllt. Aber ich freue mich fast noch mehr darüber, daß dies durcheine durchgängig stabilere Leistung über die gesamte Saison gelang. Dabei orientierten wir die Mannschaft auf zielstrebigen Angriffsfußball mit klugem Ineinandergreifen aller Mannschaftsteile. Wir sind ein gutes Stück vorwärts gekommen in Richtung modernen Fußballs. Das gilt es nun auszubauen.

Wie schätzen Sie die allgemeine Entwicklung des DDR-Fußballs, seine charakteristischen Merkmale, im zurückliegenden Spieljahr ein?
Nippert:
Wir machen unseren Fußball oft schlechter als er ist, weil immer noch Auswahlspiele wie gegen Island in jeder Diskussion zitiert werden. Wir haben aber auch - und gerade im Auswahlbereich - wirklich einiges erreicht. Der CSSR, sie verkörpert für mich Weltspitze, den Weg nach Montreal verlegt zu haben, nötigt Respekt ab. Auf Clubebene ist Dresden zweifelsohne reifer geworden. Aber selbst unsere einwandfrei beste Mannschaft hat den internationalen Durchbruch noch nicht schaffen können.

Gemessen am internationalen Niveau: in welcher Hinsicht gewannen wir Anschluß, was trennt uns nach wie vor davon?
Nippert:
Wir waren ja nie schlecht oder schwach, was die allgemeine Athletik, die Spieltaktik (Disziplin, Kollektivität) und die Kampfmoral betrifft. Erhebliche Reserven liegen in der Beherrschung der individuellen Technik. In internationalen Vergleichen auffällig, daß wir zu wenig Persönlichkeiten besitzen.


Autor nicht bekannt, Neue Fußballwoche, 18.05.1976