Überraschend im Pokalfinale

Der Paukenschlag des BFC war der große Fight, den er dem Double-Gewinner Dynamo Dresden im halleschen Pokalfinale lieferte. Hier verdiente er sich die EC-Teilnahme, die er ganz sicher konzentriert wahrnehmen wird. In der Meisterschaft hingegen lagen Licht und Schatten wieder einmal mehr dicht beieinander. Im Vorjahr Sechster (28:24 Punkte, 29:32 Tore), mit dem Nachweis systematischer Talentförderung, fielen die Berliner in dieser Saison auf Platz 9 zurück (25:27 Punkte, 31:29 Tore). Der BFC mag darauf verweisen, daß bei 5 A-Niederlagen mit 0:1 Toren auch die Umkehrung des Resultats im Bereich des Möglichen lag, so ein besseres Gesamtabschneiden erreichbar war, dennoch präsentierte sich die Mannschaft zu instabil. 3 Auftaktsiegen folgten zum Beispiel 3 Niederlagen, zwischen dem 13. und 18. Spieltag gelang kein Doppelpunktgewinn, so daß in der 2. Halbserie Mittelfeldplazierungen gang und gäbe wurden.

Wo lagen die Ursachen? Individuelle Leistungsschwankungen? Mangelndes Stehvermögen der Jungen? Anpassungsschwierigkeiten? Die wechselnde Tätigkeit und Betreuung durch drei Trainer? Jedes hat etwas für sich. Das Problem scheint jedoch vorrangig in der bestmöglichen Mannschaftsformierung zu liegen. Mehr als 24 Spieler bot keine andere Oberliga-Vertretung auf, allein von 21 in der 1. Halbserie eingesetzten Akteuren tauchten 7 in der 2. Halbserie nicht mehr auf (Bräunlich, Hübner, Schneider, Schwierske, Weber, Aedtner, Schulenberg). Es war beim BFC beileibe keine Frage der Fluktuation, sondern ein Umorientieren, das Rückschläge bewirken kann. Der Kreis der Spielzerstörer war zudem sehr viel größer als der von Spielgestaltern. Esprit, individueller Glanz fehlten, die Beschränkung auf zumeist nur zwei Angriffsspitzen ohne genügende Unterstützung aus dem Mittelfeld heraus bewirkten Gleichförmigkeit der Handlungen, leichte Überschaubarbeit der Aktionen durch den Gegner.

Autor nicht bekannt, Neue Fußballwoche, 03.08.1971