Das aktuelle Gespräch mit Trainer Fritz Bachmann / Gute Leistungen über einen längeren Zeitraum hinweg erreichen

Einem imponierenden Start mit 6:0 Punkten folgte zweifellos manche Enttäuschung.
Bachmann:
Wir haben lange nach den Ursachen gesucht, warum die gute Ausgangsstellung so schnell eingebüßt wurde. Die Hauptgründe dürften u. a. darin gelegen haben, daß das Training mit Fortdauer der Wettkampfperiode nicht mehr im richtigen Verhältnis zur Belastung vor Beginn der Spielzeit stand. Hinzu kam angesichts des 6:0-Punktestandes eine unverkennbare Selbstzufriedenheit einiger Spieler, die dann auch prompt ihre Quittung fand.

Die Auswärtsschwäche ist offensichtlich, obwohl gerade in der Abwehr nach wie vor zahlreiche Routiniers stehen.
Bachmann:
Ich möchte dem nicht ganz zustimmen. Wir haben auch auf fremdem Boden einige ansprechende Leistungen geboten. Nur verstanden wir es nicht, unsere Linie konsequent durchzusetzen. Was wir glaubten, schon überwunden zu haben, trat plötzlich wieder zutage: Spiel und Kampf wurden nicht zu einer Einheit. Gerade auswärts kann man aber nicht das eine tun und das andere lassen. Natürlich haben wir eine routinierte Abwehr. Nur: Ein 0:0 konnte auch sie nicht behaupten, wenn vorn kein Tor geschafft wurde.

Jüngere Spieler wie Schütze, Schwierske, Johannsen, Lyszczan, Terletzki haben keine Leistungsstabilität erkennen lassen.
Bachmann:
Um den Anforderungen ständig gerecht zu werden, müssen die Willensqualitäten stärker ausgebildet werden. Nur wer sich das stets vor Augen führt, wird sich wirklich nach vorn spielen. Schütze z. B. verfügt über ein ausgezeichnetes technisches Rüstzeug, aber das allein genügt eben nicht. Er setzt seine Mittel viel zu einseitig ein. Stehen die jungen Leute ihrem eigenen Können kritischer gegenüber, helfen sie sich selbst und uns, um weiter voranzukommen. Daran sollten sie immer denken, wenn es sich einmal durchzubeißen gilt.

Erfreulich dagegen die Entwicklung von Fleischer, Schulenberg, P. Rohde und Labes. Oder?
Bachmann:
Nein, da gibt es keine Einwände. Fleischer hat sich in der ersten Halbserie sehr häufig in den Vordergrund gespielt. Peter Rohde erkämpfte sich mit vorbildlicher Energie einen Stammplatz. Labes wird hoffentlich seinen Weg als typischer Angriffsspieler fortsetzen, aber besonders viel Freude bereitete uns Schulenberg. Mit seiner gesunden Einstellung zum Sport dürfte er künftig ebenfalls zu einem zuverlässigen Aktivposten in unserer Mannschaft werden.

Dennoch! Eine Spielerpersönlichkeit, um die sich der BFC ja seit langem bemüht, ist wohl noch nicht in "Sichtweite"?
Bachmann:
Sicherlich ist das nach wie vor ein Problem. Die Schwankungen im Leistungsniveau werden dadurch allerdings nicht erklärt. Wir haben auch bei uns Spieler, die eine gewisse Ausstrahlungskraft besitzen. Ich denke an die erfahrenen Bräunlich, Hall und Becker, der in der Führung des Kollektivs seinen Stärken aber ruhig noch mehr Ausdruck verleihen sollte, oder an Peter Rohde, der gerade seine Altersgefährten mitreißen kann, oder an Fleischer. der auf dem Spielfeld schon in die Rolle des Regisseurs hineingewachsen ist.

Welche Erwartungen knüpfen Sie allgemein an die zweite Punktspielserie?
Bachmann:
Wir konzentrieren uns selbstverständlich darauf, den 7. Platz mit einer besseren Position zu vertauschen. Es kommt für um darauf an, die guten Leistungen über einen längeren Zeitraum stabiler zu gestalten. Hohe Trainingsanforderungen und eine entsprechende Moral bei den Aktiven sollen zur Formbeständigkeit in den nächsten Monaten beitragen.


Autor nicht bekannt, Neue Fußballwoche, 09.02.1971