Das Beispiel ist gegeben / Einstiger Juniorenauswahlspieler Ralf Schulenberg steht nun in der Nachwuchsmannschaft unserer Republik

Seit Jahr und Tag ist der BFC Dynamo für seine gute Jugendarbeit bekannt. In Berlin läßt er sich ohnehin von den beiden anderen Clubs FC Vorwärts und 1. FC Union nicht den Rang ablaufen. Der BFC hat es auch stets verstanden, daß bekannte ehemalige Aktive wie Herbert Schoen, Hermann Bley, Martin Skaba und andere namhafte Spieler sich dem Nachwuchs widmen, um so durch die Vorbildwirkung zugleich einen anspornenden Einfluß auf die hoffnungsvollen Talente hervorzurufen. Trotzdem ist es eine lange Strecke für die veranlagtesten Jungen bis ins Oberligakollektiv. Dabei stellte der BFC Dynamo in den letzten fünf Jahren immerhin zehn Spieler für das Aufgebot unserer Juniorenauswahl. Es waren 1966: Weber und Seidel; 1967: Schütze; 1968: P. Rohde; 1969: Schwierske und Labes; 1970: Wargos, Filohn und R. Rohde sowie 1971: wiederum Wargos und dazu Ullrich.

Hinzu kommen Hempel (früher Chemie Zeitz) und Schulenberg (vormals FC Rot-Weiß Erfurt), die im jugendlichen Alter zum BFC stießen und 1966 bzw. 1967 ebenfalls zum Kader der DDR-Juniorenauswahl zählten. Einige davon. wie Seidel und Hempel (jetzt Dynamo Frankfurt), sind fast völlig aus dem Blickfeld verschwunden, andere, wie Schütze und Schwierske, haben ihre labile Einstellung trotz aller kritischen Hinweise noch immer nicht überwunden. Schwierske bot selbst in der BFC-Ligaelf so ungenügende Leistungen, daß er ausgewechselt werden mußte. Dabei könnte er ebenso wie Schütze ein überdurchschnittlicher Spieler in den Dynamo-Reihen (und darüber hinaus) sein, denn vielfältige Fähigkeiten bringen beide mit.

Wir entsinnen uns eines Gesprächs zwischen Günter Schneider und Harald Schütze vor etwa drei Jahren, als der DFV-Generalsekretär zu ihm sagte: "Wir rechnen mit Ihrer weiteren günstigen Entwicklung. Aber es heißt, hart an sich zu arbeiten, wenn der nächste Schritt aus der Junioren- in die Nachwuchsauswahl gelingen soll." Kein Zweifel, die Erwartungen erfüllten sich nicht. Noch ist es aber nicht zu spät, den Durchbruch zu schaffen. Ralf Schulenberg hat das Beispiel gegeben, obwohl sein Weg auch nicht immer auf einem ebenen Kurs verlief. Jetzt ist er der einzige Berliner Dynamo-Spieler in einer unserer Auswahlvertretungen. Vor dem Abflug des Nachwuchses in den Nahen Osten meinte er im Kreis seiner BFC-Mannschaftskameraden: "Ich werde alles daransetzen, um mich der Nominierung würdig zu erweisen und mir eine Stammposition zu erspielen und zu erkämpfen!" Wann ziehen andere nach?


Autor nicht bekannt, Neue Fußballwoche, 09.02.1971