Reserven bieten sich an / Torschußtechnik läßt noch viele Wünsche offen / Lyszczan ging völlig leer aus

Die Last des Toreschießens darf gewiß nicht nur auf den Schultern der Angriffsspitzen ruhen. Beim BFC aber waren sie eine allzu stumpfe Waffe. Die Torschützenliste gibt den erstaunlichen Aufschluß, daß von den 16 Treffern die Stoßstürmer Schulenberg (2) und Labes (1), der außerdem fast immer nur Auswechselspieler war, lediglich drei verbuchten. Fleischer (4) muß man wohl ausklammern, da er doch meist aus der zweiten Reihe kam, was ja auch seinen Neigungen entspricht. Lyszczan, lauffreudig, kampf- und einsatzstark, vom Typ her geradezu prädestiniert zum Torjäger, war die Harmlosigkeit in Person. In der ersten Halbserie der Saison 1969/70 brachte er noch sechs Erfolge auf sein Konto. Im zweiten Durchgang glückte ihm nur ein Tor, in der ersten Hälfte dieser Spielzeit ging er völlig leer aus.

Eine bedenkliche Entwicklung, selbst bei Berücksichtigung der Tatsache, daß Schulenberg und Labes ansteigende Tendenz erkennen lassen. Die größten Mängel werden noch in der Torschußtechnik offenbart. Sich den Ball erst "zurechtzulegen", dazu bleibt kaum Zeit, denn eine Bewegung zu viel und der gegnerische Abwehrspieler hat die gefährliche Situation schon bereinigt. Beurteilungsvermögen der entsprechenden Szene, Selbstvertrauen und damit verbundene Entschlußkraft, die komplexe Handlung beim Torschuß ist kein leeres Schlagwort. In dieser individuellen Beziehung gibt es auch beim BFC noch viel zu tun, nicht nur für die Angriffsspitzen. Die Torgefährlichkeit müßte sich über Becker und P. Rohde in die unmittelbare Abwehr fortsetzen, zum offensivfreudigen Stumpf, zum "Ausputzer" Carow (körperliche Vorzüge für Kopfbälle), zum wuchtigen Hall, der schließlich früher jahrelang Mittelstürmer spielte. Hier bieten sich für die Zukunft weitere Reserven an.

Hans-Günter Burghause, Neue Fußballwoche, 09.02.1971