Von Woche zu Woche

Zwei Dinge vor allem drängten sich nach dem 19. Meisterschaftsspieltag der Oberliga in dieser Rubrik zur Kommentierung auf. Einmal die Tatsache, unter welch unterschiedlichen äußeren Bedingungen die Spiele durchgeführt wurden, und zum anderen, wie wenig doch anscheinend gutgemeinten Ratschlägen und notwendigen Hinweisen die nötige Beachtung geschenkt wird. Erläutern wir es deshalb am Beispiel. Die derzeitig vorherrschenden Witterungsbedingungen stellten die Verantwortlichen in den Clubs und Gemeinschaften der Oberliga in der vergangenen Woche vor die Aufgabe, durch eine bestmögliche Herrichtung der Spielfelder für einen einwandfreien, ordnungsgemäßen Ablauf der Spiele zu sorgen. Den schwierigen objektiven Bedingungen (aufgetaute, morastige, mit großen Wasserlachen bedeckte Flächen) galt es zu trotzen, allen persönlichen Ehrgeiz daranzusetzen, Spielausfälle zu vermeiden.

In Berlin scheuten deshalb der SC Dynamo und Dynamo Hohenschönhausen keine Mühe. Nicht nur die Aktiven des SC Empor Rostock und des SC Dynamo waren des Lobes voll über die unermüdlichen, bis kurz vor dem Anpfiff währenden Anstrengungen der Platzarbeiter im Dynamo-Sportforum, auch die Zuschauerkulisse ließ es an Anerkennung und Beifall für diesen dankenswerten Eifer nicht fehlen. Manfred Michael, der jahrelang für den SC Dynamo als Verteidiger spielte, ist heute für die Spielfelder im Dynamo-Sportforum als Platzmeister verantwortlich. Und so wie es einst als Aktiver sein Wunsch war, stets auf gepflegten, zum Spiel förmlich einladenden Plätzen zu spielen, so ist er heute rastlos tätig, für seine Dynamo-Elf und ihre Gegner ebensolche Voraussetzungen zu schaffen.

Und als am vergangenen Sonntag beide Mannschaften das arg strapazierte Spielfeld in Hohenschönhausen verließen, äußerte Manfred Michael spontan: "Was hilft's, am kommenden Sonnabend, zum Ortsderby gegen den ASK Vorwärts, ist der Platz wieder in Ordnung, verlaßt euch drauf!" Und wir hatten keinen Grund, seine Worte in Zweifel zu ziehen. Doch ebenso lobenswert auch die Handlungsweise Dynamo Hohenschönhausens. Als sich nämlich der Platz an der Normannenstraße als unbespielbar erwies, wechselte man sofort nach Hohenschönhausen zur Steffenstraße, um das Spiel durchzuführen. Ja selbst zwei Omnibusse wurden gechartert, um die Besucher von einem Stadion ins andere zu bringen! Wir halten uns deshalb wohl zu Recht an die Faustregel, die noch immer besagt, daß wo ein Wille auch ein Weg ist. Leider ist das jedoch nicht überall an dem.

Günter Simon, Neue Fußballwoche, 12.03.1963