Larischs Eigentor entschied das Turnier / SC Dynamo siegte beim Berliner Hallenfußball

In der leider nicht ausverkauften Berliner Dynamo-Sporthalle, die sich in ihrer repräsentativen Verfassung für derartige Veranstaltungen regelrecht aufdrängt, startete Dynamo Hohenschönhausen sein zweites großes Hallenfußball-Turnier, an dem sich acht Berliner Mannschaften beteiligten. Es sei vorweggenommen: Weniger wäre in diesem Falle mehr gewesen, denn so löblich der Vorsatz ist, auch den Außenseitern eine Chance einzuräumen, im Konzert der "Großen" hatten sie doch zuwenig zu bieten, um dem Turnier erfrischende Impulse, Dramatik und Überraschungsmomente zu verleihen. Es wäre deshalb für die nächste Veranstaltung zu erwägen, getrennte Turniere für zwei Gruppen zu starten, um vor allem den Spitzenmannschaften stärkere Kontrahenten gegenüberzustellen. Ich denke da in erster Linie an das ausgezeichneten Hallenfußball spielende Kollektiv der Hirschmann, Kubisch, Weimann, Stöcker aus Magdeburg, aber auch an die Erfurter Wehner, Franke, Hergert, Bach usw., die, auf Grund der Möglichkeit, in eigenen Hallen trainieren zu können, über das nötige Niveau verfügen, auf dem Parkett wirksam sein zu können.

Licht und Schatten hielten sich - kritisch gesehen - die Waage. Der SC Dynamo gewann verdient, wenn auch glücklich. Ein vermeidbares Eigentor von Larisch, der das Leder ins leere Gehäuse "ablegte", sicherte dem SC Dynamo den Sieg. Die Feldspieler Schröter, Maschke, Gadow (mit einer Löwenmähne, die einem Schauspieler alle Ehre machen würde) und Stumpf waren das Beste, was die Volkspolizisten zu bieten hatten. Der "Moppel" war in jedem Spiel Wegbereiter des Sieges, weil ihm nicht nur seine überragende Technik zugute kam, sondern auch seine Beweglichkeit alles das erlaubt, was anderen von vornherein auf Grund gewisser Steifheit (Mühlbächer!) verschlossen bleibt. Werner Tonkes Dynamo Hohenschönhausen heizte nicht nur dem "großen Bruder" tüchtig ein, sondern bewies, daß es technisch ein gutes Stück vorangekommen ist (Hall, Ziem). Daß die Kampfkraft, Ehrgeiz und Unbeschwertheit bei diesem jungen Team noch überwiegen, kann nur hoffnungsfroh stimmen. Überdies gehörte der junge Fuchs zu den besten Spielern des Turniers.

Das Hallenparkett ist in seiner Aussage über die Veranlagung der sich auf ihm bewegenden Spieler unbestechlich. Mangelnde Schußkonzentration, schlechte Haltung beim Torschuß, weil das Standbein nicht neben dem Ball stand, fielen genauso ins Auge, wie das bei vielen Spielern nötig werdende, den Erfolg im Hallenfußball ausschließende Nachstoppen. Selbst ein so befähigter Spieler wie Theo Körner vom ASK Vorwärts war (am Sonnabend) davon nicht frei. Sicher, sein Armeesportclub fiel nicht ab, bot vielleicht gegen den TSC den stilistisch einwandfreisten Hallenfußball, wobei Jürgen Nöldner, großartig, wie er das Leder gegen den Zugriff des Gegners unter dem Körper hielt, Dieter Krampe, Theo Körner und Werner Unger überragten und ausgezeichneten Hallenfußball darboten. Sprechen wir aber noch darüber, was wir schmerzlich vermißten: Ideen. Unsere Spieler müssen sich mehr einfallen lassen. Kaum sahen wir einmal, daß ein Spieler täuschend über den Ball lief, daß ein Akteur Finten zeigte, um einen Gegenspieler aus der Abwehr herauszuziehen, oder daß ein verdecktes Abspiel plötzlich eine den Gegner verwirrende Situation schaffte. Gerade in diesem Punkt glich sich der Großteil der Spieler den zu schematischen Spielzügen, wie wir sie in den Stadien sehen, an.


Horst Szulakowsky, Neue Fußballwoche, 06.02.1962