Die Jacke wird zu eng

Schade, daß Heinz Klemm nicht dabei sein konnte. Am Silvestertag gab es in Dresden nicht nur ein schönes Spiel und einen stolzen Sieg zu sehen, sondern auch ein Rendezvous alter Dresdner Fußballkämpen. Natürlich fehlte der Heinz in diesem Kreis, der da zusammen war mit Schröter, Maschke, Schmidt und Matthes, dem Ex-Zwickauer. Sie blieben mit den anderen Spielern beider Mannschaften auch nach dem Spiel zusammen, verabschiedeten das alte und begrüßten voller Zuversicht und Hoffnungen das neue Jahr. Mit besonderem Optimismus können die Dresdner Dynamos das neue Fußballjahr erwarten. Noch einmal zeigten sie im alten, wie stark und gereift sie geworden sind. Die Niederlage schmeckte dem "großen Bruder" aus Berlin ganz und gar nicht, und man hatte allerlei Ausflüchte und auch begründete Kommentare zur Hand - Tatsache bleibt doch wohl, daß Dresden eine bemerkenswerte Leistung bot.

Man merkte auch an anderen Anzeichen, daß Dynamo Dresden die Jacke zu eng wird. In den letzten Monaten wuchs ein hochmodernes Clubhaus an der Straßenseite des Rudolf-Harbig-Stadions empor. In Kürze wird es seiner Bestimmung übergeben werden und damit einen würdigen Rahmen für das Stadion bilden. Ferner liegt im Materialschuppen eine komplette Flutlichtanlage bereit, die mit der bekannten Hilfsbereitschaft von Gerhard Schulz noch vor Jahresende in Berlin besorgt werden konnte. Eigentlich sollte die Premiere anläßlich des Dynamo-Schlagers am 31. Dezember 1961 stattfinden. Doch die Fußballanhänger Dresdens wollten es anders. Ja, Sie haben richtig gelesen. Dynamo Dresden machte eine Umfrage, ob zu Silvester nachmittags oder abends gespielt werden sollte. Mit Ausnahme von zwei Stimmen entschied sich alles für den Nachmittag, so bleiben die 40 Scheinwerfer vorerst eingepackt.


Rolf Dietz, Neue Fußballwoche, 02.01.1962