Paul-Rusch-Pokal 1994/95 - Viertelfinale: Mariendorfer SV 06 - FC Berlin 1:2

Albrecht vergab Elfmeter
Das Ergebnis läßt mehr Spannung und Ausgeglichenheit vermuten, als die Partie besaß. Kaum war dem MSV eine knappe Viertelstunde vor Schluß der Anschlußtreffer gelungen, schaltete der FC Berlin sofort einen Gang hoch und diktierte das Geschehen wieder so deutlich, daß die Mariendorfer zu keiner einzigen Ausgleichschance kamen. Dabei hätte direkt nach der Pause der Schiedsrichter die Partie unter Umständen wieder spannend machen können. Nach einem fairen Zweikampf zwischen Zöphel und Metin entschied Richter auf Strafstoß, aus unserer Sicht die einzige klare Fehlentscheidung des ansonsten gut leitenden Unparteiischen. Der nicht nur wegen dieses Fehlschusses schwache Albrecht (trennte sich immer wieder viel zu spät vom Ball) nahm das Geschenk nicht an und schoß am Tor vorbei.

Der Mariendorfer SV machte einen ausgesprochen müden Eindruck, schien selbst nicht an die Chance eines Weiterkommens zu glauben und ließ sich von Beginn an das gegnerische Spiel aufzwingen, so daß bis zum 1:2 keine nennenswerte MSV-Torchance zu verzeichnen war. Metin kam einmal freistehend zu einem - harmlosen - Kopfball, ansonsten ging weder von ihm noch von Mittelstadt Gefahr aus. Konnte auch schwerlich, weil aus dem Mittelfeld kaum etwas Konstruktives kam, und dort war auch der eklatanteste Unterschied zwischen dem Verbands- und dem Regionalligisten auszumachen: Während der MSV den Gegner nur zaghaft im Spielaufbau störte und seinerseits nur zögerlich nach vorne spielte, störte der FC Berlin durch aggressives Pressing bereits in der gegnerischen Hälfte und drückte so den Mariendorfern sein Spiel auf.

Daß der Regionalligist nicht höher in Führung ging, lag zum ersten an einem sicher haltenden Stieler, zum zweiten an den guten MSV-Manndeckern Wendland und Wenzel und zum dritten an der ungenügenden Chancenverwertung der Gäste. Die größten Gelegenheiten boten sich dem freistehenden Franke (nachdem Steffen in seiner stärksten Szene drei Mariendorfer ausgespielt und mustergültig geflankt hatte) und dem sich immer wieder in den Angriff einschaltenden Brestrich (dann sicherte Oesker hinten ab). Der Ärger über das Ausscheiden sollte sich in Mariendorf in Grenzen halten, denn der unter nahezu professionellen Bedingungen arbeitende FC Berlin war einfach eine Nummer zu groß für den Verbandsligisten, dem gegen Saisonende die Kräfte zu schwinden scheinen.

Mariendorfer SV 06:
Stieler; Tusch; Wendland, Wenzel; Der (46. Griebel), Steffen; Moreno (60. Geesdorf), Jahn, Albrecht; Metin, Mittelstadt
FC Berlin:
Oster; Brestrich; Zöphel, Starp; Reckmann, Oesker, Schröder, Kallnik (72. Zavarko), Müller; Franke (46. Ohly), Steffen

0:1 Brestrich          ( 7.)
0:2 Ohly               (58.)
1:2 Metin              (76.)

Schiedsrichter:        Richter (Berlin)
Zuschauer:             321

Christoph Jungmann, Fußballwoche, 24.04.1995