Paul-Rusch-Pokal 1994/95 - Achtelfinale: FC Berlin - TSV Rudow 1888 5:0

Steffens Torriecher
Nur kurz war der Traum der Rudower, "den Regionalligisten mit kämpferischen Mitteln in Verlegenheit zu bringen." Bereits Steffens Doppelschlag klärte nach noch nicht einmal einer Viertelstunde die Fronten und ließ den Gästen alsbald nur die Gelegenheit, sich so tapfer wie nur irgend möglich ihrer Haut zu wehren. Das taten sie letztlich recht aufopferungsvoll, ohne die Hohenschönhausener auch nur annähernd am Weiterkommen hindern zu können. Allerdings bemängelte TSV-Trainer Ingo Krüger vor allem in der Anfangsphase das nur halbherzige Abwehrverhalten seiner Elf. "Wir stehen zu weit weg vom Mann", so sein später beherzigter Hinweis. Die Verteidiger stellten sich mit zunehmender Spielzeit besser auf ihre Gegenspieler ein, doch da waren die Messen längst gesungen. Dennoch verdient der Verbandsligist, der dort auf einem Abstiegsplatz steht, Respekt und Anerkennung für seine kampfstarke Partie und den über die volle Spielzeit tollen Einsatz.

Vor allem Torhüter Marcus Stolle gefiel mit einigen prächtigen Paraden. Trotz der fünf Gegentreffer konnte gerade er sich noch mehrfach auszeichnen. So bei einem Schuß von Franke (16.), einem Kopfball sowie einem 20-Meter-Knaller von Schröder (46., 56.). Ein Debakel hatten die Rudower andererseits auch nicht verdient, denn auch sie erspielten sich die eine oder andere sehr gute Gelegenheit. Die beste versiebte Schubert, als er allein auf Torhüter Oster marschierte, diesem aber den Ball an den Fuß schoß (38.). Ein Anschlußtor in dieser besten Phase der Rudower hätte dem Spiel gewiß ein paar zusätzliche Spannungsmomente verliehen. "Gerade in dieser Zeit stellten sich leider ein paar Konzentrationsschwächen ein. Mit diesen zehn, fünfzehn Minuten kann ich nicht zufrieden sein, will das Spiel insgesamt aber nicht überbewerten, weil wir es aus der vollen Vorbereitungsphase heraus mit drei Trainingseinheiten täglich austrugen", relativierte FCB-Trainer Helmut Koch die Vorstellung seiner Mannschaft. Und ohne den Gegner zu unterschätzen, nannte er diese Partie ein Vorbereitungsspiel auf die Rückrunde.

Da durfte er vor allem mit der Treffsicherheit Steffens zufrieden sein. Der lange Blonde fühlte sich ganz wie in seinem Element und war durch die Rudower Abwehr nie zu halten. Wenn es vor dem Gäste-Tor brannte, war stets Steffen mit im Spiel. Dank seiner Wucht und Körpergröße konnte ihm auch in der Luft keiner das Wasser reichen. Dagegen blieb der ansonsten flinke und trickreiche Franke etwas blaß. Ein anderer Stürmer des FCB nahm diesmal eine etwas andere Rolle ein: Hennig spielte im offensiven Mittelfeld einen ganz guten Part, wurde aber kaum einmal torgefährlich. Laufstark aber ist Hennig und könnte sich auf dieser Position durchaus einen Stammplatz erkämpfen, zumal die Personalnot beim Sieger nach wie vor groß ist. Schließlich saß neben dem eingewechselten Lau allein noch Ersatztorhüter Bartel auf der Bank. Gegen Rudow reichte das trotzdem ganz locker.

FC Berlin:
Oster; Brestrich; Starp, Fensch; Schröder, Zöphel, Oesker, Hennig, Nikol; Franke (76. Lau), Steffen
TSV Rudow 1888:
Stolle; Backhaus (36. Harriehausen); Drews (67. Braatz), Thiam; Wöhler, Werner, Schubert, Fremke, Röder; Gebhardt, Rösner

1:0 Steffen            (10.)
2:0 Steffen            (12.)
3:0 Oesker             (45.)
4:0 Steffen            (76.)
5:0 Steffen            (90.)

Schiedsrichter:        Sturm (Berlin)
Zuschauer:             135

Robert Klein, Fußballwoche, 16.01.1995