Paul-Rusch-Pokal 1993/94 - 1. Hauptrunde: SC Staaken - FC Berlin 1:8

Müller und Franke brillierten / Abwehrkorken führten zum 0:3 nach fünfzehn Minuten
Der FC Berlin begann wie die Feuerwehr, prüfte bereits nach 40 Sekunden Torwart Neitzel, der einen Pronitschew-Drehschuß glänzend um den Pfosten bugsierte. Die von Kapitän Hertel während der gesamten Partie mehr als sorglos dirigierte Abwehr stürzte von einer Verlegenheit zur anderen, verursachte die ersten drei Gegentore praktisch selbst. Dennoch imponierend, mit welchem Elan der Oberliga-Vertreter auch weiterhin agierte, von Trainer Bogs lautstark dazu animiert wurde. Glanzpunkt der ersten Halbzeit, die mit den 18jährigen Müller und Fensch besetzte linke Mittelfeldseite des FCB. Mit welch wahnwitzigem Tempo beide "Sprinter" abwechselnd in die freien Räume stießen, das wird auch dem spionierenden Füchse-Coach Sandhowe nicht entgangen sein. Weiterhin als gelungen zu bezeichnen das Comeback des Langzeitverletzten Pronitschew. "Gorbi" ließ - verständlicherweise - seine bekannte Spritzigkeit vermissen, gefiel aber als steter Anspielpunkt und uneigennütziger Vorlagengeber. Fragen bleiben nach diesem Spiel um die Stabilität der Abwehr.

Zwar putzte Brestrich gewohnt solide, doch bereits bei Dittrich waren Unsicherheiten zu verzeichnen. Überraschend die Schwierigkeiten von Reckmann und Zöphel, deren Stellungsfehler Jürgen Bogs die Zornesröte ins Gesicht trieben. Da die Stärken des Mittelfeldes eindeutig im Vorwärtsgang liegen, könnten die Hohenschönhausener Probleme bekommen... Der SC Staaken dürfte vor einer schweren Saison stehen. Dem leidgeprüften Trainer Wittke standen nur 14 Aktive zur Verfügung. Er wartet sehnsüchtig auf die Urlauber Gralow, der in der konfusen Abwehr wahrlich benötigt wird, Melde und Nimscholz. Etliche Akteure waren läuferisch und gedanklich überfordert. Lediglich der eisenharte Sahm und der recht nicklig agierende Schwarz hielten tempomäßig mit. Hein versuchte zwar, Tempo aus dem Spiel zu nehmen, blieb dabei aber ebenso erfolglos wie die eifrigen, im Abschluß aber glücklosen Spitzen Rambow und Tik.

Trainer Uwe Wittke (SC Staaken):
"Der Erfolg des FC Berlin geht auch in der Höhe in Ordnung. Wir wissen jetzt, wo wir stehen, nämlich recht weit unten. Bei solchen Abwehrfehlern fällt einem wirklich nichts mehr ein."
Trainer Jürgen Bogs (FC Berlin):
"Ich hätte mir einen härteren Test gewünscht, um unser zuletzt schwaches Abwehrverhalten zu studieren. Sicherlich bringt mir das Dienstag-Spiel gegen Tennis Borussia Aufschlüsse."

SC Staaken:
Neitzel; Hertel; Kalenderski (46. Gärtner), Sahm; Jasse, Prate, Hein (75. Artelt), Schwarz
, Lowka; Rambow, Tik
FC Berlin:
Dittrich; Brestrich; Reckmann, Zöphel; Jesse, Kocakaya █ (46. Lau), Schröder █, Müller, Fensch; Abdelhamid (53. Oesker), Pronitschew █

0:1 Franke             ( 3.)
0:2 Kalenderski        ( 7., Eigentor)
0:3 Müller             (15.)
1:3 Hein               (31., Foulstrafstoß)
1:4 Reckmann           (34.)
1:5 Pronitschew        (38.)
1:6 Franke             (41.)
1:7 Reckmann           (54.)
1:8 Lau                (73.)

Schiedsrichter:        Brandt-Cholle (Berlin)
Zuschauer:             148


Harri Ramin, Fußballwoche, 02.08.1993