FDGB-Pokal 1988/89 - Achtelfinale: BSG Motor Schönebeck - BFC Dynamo 2:6 n. V.

Eine Partie mit drei Siegern
So spannend und ansehenswert können Pokalspiele sein! Ein streckenweise mitreißender Fight veranlaßte DFV-Beobachter Wolfgang Koch zur Bemerkung: "Heute haben zwei gewonnen, der BFC und der Fußball." Man kann sogar noch einen Schritt weiter gehen: In Schönebeck gab es eine Partie mit drei Siegern! Denn in die von Wolfgang Koch aufgestellte Reihe müssen unbedingt auch die Gastgeber eingeordnet werden, die am Ende der regulären 90 Minuten von den 7.000 begeisterten Zuschauern gefeiert wurden. Zu Recht, denn Motor versteckte sich gegen den großen Favoriten in keine Phase, steckte selbst nach dem 0:2 den Kopf keinesfalls in den Sand. "Was Eike Küttner kann, kann ich noch immer", dürfte sich Wolfgang Steinbach gesagt haben. Jedenfalls jagte der inzwischen 34jährige "Maxe" 50 Sekunden nach eben jenem zweiten BFC-Treffer den Ball auf ähnlich spektakuläre Weise in die Maschen wie zuvor der Berliner.

Und als dann zehn Minuten vor Ultimo der wirkungsvollste Stürmer auf dem Platz - zumindest in 90 Minuten - Klomhuß ein schönes Anspiel von Dörfel zum Ausgleich nutzte, brannte in Schönebeck die Luft! Die darauf folgende Zittereinlage (Steinbach versiebte kurz vor dem Schlußpfiff noch eine gute Freistoß-Chance) haben sich die Gäste jedoch in großem Maße auch selbst zuzuschreiben. Denn der Auftritt des Pokalverteidigers beim Liga-Achten war alles andere als meisterlich, klammert man die Verlängerung einmal aus, in der die Berliner nach einigen Umstellungen von Jürgen Bogs - Doll und Thom blieben nun konsequent in der Spitze - ihre Möglichkeiten endlich resolut nutzten. Zuvor jedoch waren wohl einige BFC-Akteure (M. Schulz, Ernst, Thom) mit den Gedanken noch beim sicheren 8:0 über Babelsberg in der 2. Pokalrunde.

Es konnte schon erstaunen, wie sogar die Abwehr (Reich, Herzog) bei den schnellen Angriffsaktionen in Schwierigkeiten geriet. Nur Kosche, für den erkrankten Rudwaleit im Tor, ließ sich von den Unkonzentriertheiten seiner Vorderleute (selbst Rohde) nicht anstecken. Chancen gab es natürlich trotzdem für die Weinroten, unter anderem trafen Thom und Anders den Pfosten, “aber wer diese nicht nutzt, muß eben bis zum Schluß bangen", bemerkte Bogs. Sein Trainerkollege Günther Reinke nahm die vier Gegentore dann in der Verlängerung nicht so schwer: "Mit dem 2:2 waren wir sehr zufrieden, dann wollten meine Spieler einfach zu viel, griffen weiter an." Küttner schließlich zog mit seinem dritten Tor den Gastgebern den Nerv. Dem 24jährigen ist es zuallererst zuzuschreiben, daß es eine Partie mit drei Siegern wurde.

BSG Motor Schönebeck:
Henkel; Bergmann; Fröhling, Knobbe (67. Steffen), Ahlfänger; Wilke, Ketzer, Steinbach; Müller (32. Scheffler), Dörfel, Klomhuß
BFC Dynamo:
Kosche; Rohde; Herzog, Reich, Köller; B. Schulz, Küttner, Ernst, Doll; Pastor (42. Anders, 101. Backs), Thom

0:1 Küttner            (11.)
0:2 Küttner            (49.)
1:2 Steinbach          (50.)
2:2 Klomhuß            (80.)
2:3 Küttner            (94.)
2:4 Thom               (100.)
2:5 Doll               (103.)
2:6 Herzog             (107.)

Schiedsrichter:        Kirschen (Frankfurt (Oder))
Zuschauer:             7.000


Jens Mende, Neue Fußballwoche, 01.11.1988