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So klar, wie es sich anließ, war es nicht Sechs
Tore zur Halbzeit - das verhieß im winterlichen, von vielen fleißigen Helfern der SV Dynamo in der Frühe des Tages spielfähig gemachten Jahn-Sportpark eine Torhausse. Beide Mannschaften hielten nämlich zeitweise nicht viel von
Deckungskonsequenz; eine Tatsache, die die Partie zwar vor allem nach der Pause zu einem offenen Schlagabtausch werden ließ, andererseits den Trainern nicht so recht behagte. Es war wohlgemerkt ein passables, faires Spiel, das
sowohl der BFC als auch der FCK anboten. Zweifellos hatten die Berliner lange Zeit deutliche Vorteile. Sie nutzten sie in der ersten halben Stunde mit einer Trefferfolge, die es in sich hatte und den Gast arg
durcheinanderbrachte.
Zuerst nahm Ernst einen Freistoß Terletzkis direkt und knallte ihn aus Nahdistanz in die Maschen, dann segelte ein Effet-Freistoß des BFC-Kapitäns, vom Wind noch zu einer "Ballon-Luftfahrt mit
Kurve" gemacht, über den sich verrechnenden FCK-Hüter ins rechte Dreiangel, und schließlich verwertete Netz einen schnellen Paß Riedigers. Wer gab noch einen Pfifferling für den FCK? Zwar gelang Birner, der nach vorn
gestürmt war, als H. Richter über den rechten Flügel davonzog und maßgerecht paßte, ein Tor, aber postwendend stellte Ernst, der lange Zeit auffällig und mannschaftsdienlich an der Seite Terletzkis das BFC-Spiel mit antrieb,
den alten Abstand her. In diesen ersten 45 Minuten hatte der FCK nicht allzuviel zu bieten. Der erste Torschuß in der 28. Minute (A. Müller), der zweite in der 37. (Bähringer) belegen dies.
Daß den Gästen auch
individuelle Fehler zu schaffen machten (Fuchs vor dem zweiten, Bähringer vor dem vierten Treffer), erleichterte dem BFC manches. Der Strafstoß zum 2:4 kurz vor der Pause (Terletzki verschuldete ihn gegen Schubert) machte dem
FCK offensichtlich Mut. Jedenfalls kam er gestärkt wieder und schaffte durch den 19jährigen Schneider den Anschluß. Fast von der eigenen Strafraumlinie dribbelte sich der Schwarzschopf weg, zog über den ganzen Platz, löste sich
auch noch von dem ihn verfolgenden Ernst und jagte das Leder hoch ins rechte Eck. Eine feine Leistung, die der Schütze fast zu bescheiden kommentierte: "Glück muß man haben..." Dieser Treffer hinterließ Spuren
beim Meister, und die Bemerkung von Trainer Jürgen Bogs, daß die ersten drei Tore seinen Spielern offenbar zu leicht gefallen seien, wies auf Lässigkeiten bis hin zu Unkonzentration hin.
Da lief vieles nicht mehr wie
gewünscht, hatte der junge Backs einen schwachen Tag, und auch beim Spielaufbau aus der Abwehr sah man schon Besseres von den Hauptstädtern. Bis zum Ende des Spiels wurden sie vom FCK gefordert: Schüsse von Schubert und A.
Müller, ein Kopfball Birners, die Angriffe des emsigen Richter und die immer bessere Regie J. Müllers. Das fünfte BFC-Tor besiegelte die Niederlage der Gäste, als Persigehl den in den Strafraum stürmenden und gerade im
Kopfballsprung befindlichen Sträßer von hinten unglücklich attackierte. Der entscheidende Boden aber wurde schon in der ersten halben Stunde eingebüßt.
BFC Dynamo: Rudwaleit; Trieloff; Jüngling, Troppa, Ullrich; Backs (81. Helms), Ernst, Terletzki; Riediger, Sträßer, Netz FC Karl-Marx-Stadt:
Fuchs; Bähringer; Birner, Uhlig, Pelz; A. Müller, Heß, J. Müller; Schneider, H. Richter, Schubert (67. Persigehl)
1:0 Ernst ( 6.)
2:0 Terletzki (21.) 3:0 Netz (24.) 3:1 Birner (39.)
4:1 Ernst (40.) 4:2 J. Müller (45., Foulstrafstoß) 4:3 Schneider (51.) 5:3 Terletzki (76., Foulstrafstoß)
Schiedsrichter: Herrmann (Leipzig) Zuschauer: 4.000
Joachim Pfitzner, Neue Fußballwoche, 15.12.1981

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