FDGB-Pokal 1981/82 - Halbfinale: BFC Dynamo - FC Vorwärts Frankfurt (Oder) 2:0

Meister kaum gefordert / Kopfballtore von Schulz und Sträßer entschieden Partie
Echte Pokalatmosphäre kam bei den 13.000 Zuschauern im Berliner Jahn-Sportpark während der 90 Spielminuten nur selten auf. Das lag weniger am Gastgeber BFC Dynamo, der zwar auch keine Bäume ausriß, aber zumindest überwiegend das Geschehen diktierte und so viel tat, daß er ohne Schwierigkeiten das Finale erreichte. Auf dem Nachhauseweg wurde vielmehr über den FC Vorwärts diskutiert. Er blieb an diesem Tag vieles schuldig. In Erinnerung war noch die Leistung der Armee-Elf beim letzten Punkte-Heimspiel gegen den BFC, als nach einem 0:3-Rückstand ein 3:3 erreicht wurde. Diesmal aber hatten die Frankfurter ihre kämpferischen Tugenden wohl in der Kabine gelassen, und es fiel auch schwer, eine spielerische Konzeption zu erkennen, mit der man dem Meister hätte beikommen können.

Wer erwartet hatte, daß sich der FCV nach der Halbzeitpause bei einem 0:2-Rückstand aufbäumen und nun alles auf eine Karte setzen würde, sah sich getäuscht. Die Berliner erzielten in den zweiten 45 Minuten zwar keinen Treffer mehr, doch in Gefahr gerieten sie nie. Die Gäste begannen das Spiel allerdings mit einem Handicap. Eine Stunde vor Spielbeginn hatte Trainer Gerhard Reichelt Kapitän Lothar Hause als Libero angekündigt. Beim Warmmachen zog sich der Nationalspieler eine Zerrung zu, so daß Henry Fangmann die Stopperposition beziehen mußte. Er gab sich redlich Mühe, die Abwehr aber konnte er nicht wie der Routinier Hause organisieren, und auch die Ausstrahlung nach vorn war gering. Es gab eigentlich nur eine echte Torchance für Vorwärts, als Otto nach schönem Solo Sieger gegen zwei BFC-Abwehrspieler blieb, aber den Ball dann ans Außennetz schoß (34.).

Der BFC hatte die stabilere Abwehr, und nach einer schwächeren Anfangsphase kamen dann auch aus dem Mittelfeld der Berliner mehr Impulse als aus der gleichen Reihe der Gäste. Wenn am Ende mit dem 2:0 der FCV noch glimpflich davonkam, dann vor allem deshalb, weil die BFC-Außenstürmer Schulz und Netz noch immer nicht ihre Bestform erreichten. Die beiden Treffer wurden von Schulz und Sträßer jeweils nach Flanken von Terletzki und Backs mit Kopfbällen erzielt. In der letzten Viertelstunde kam nach langer Verletzungspause erstmals wieder Hans-Jürgen Riediger zum Einsatz - von den BFC-Anhängern mit viel Beifall empfangen.


BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff █; Noack, Troppa, Ullrich; Terletzki (67. F. Rohde), Backs, Seier; Schulz (76. Riediger), Sträßer, Netz
FC Vorwärts Frankfurt (Oder):
Wienhold; Fangmann: Probst
, Rudolph, Schuth; Jarmuszkiewicz, Andrich (53. Krautzig), Enzmann (68. Lehmann); Gramenz, Pietsch, Otto

1:0 Schulz             (32.)
2:0 Sträßer            (45.)

Schiedsrichter:        Peschel (Radebeul)
Zuschauer:             13.000


Max Schlosser, Neues Deutschland, 29.03.1982