FDGB-Pokal 1981/82 - Achtelfinale: 1. FC Magdeburg - BFC Dynamo 1:2

Die Probleme mit dem Achtelfinale
Nicht mit dem Endspiel, das der 1. FCM bei sechs Teilnahmen stets gewann, nein, schon vorher, mit dem Achtelfinale nämlich, haben die Magdeburger in jüngster Vergangenheit ihre Schwierigkeiten. 1977 scheiterten sie am FC Carl Zeiss Jena (0:1, 2:1), 1979 bei Stahl Riesa (3:4 nach Verlängerung), 1980 beim 1. FC Lok Leipzig (1:2) und nun abermals mit 1:2 gegen Meister BFC Dynamo. Viel Überdenkenswertes bei allen Beteiligten, auf Rasen und Rängen, stand am Ende der Sonnabend-Partie, in der sehenswerter, attraktiver Fußball geboten wurde. Fußball ist und bleibt ein Phänomen. Hundertmal vergleichbar, hundertmal nicht. Punkt- und Pokalspiele zum Beispiel unterscheiden sich oft genug wie Feuer und Wasser. Jedermann weiß, daß da stets von arteigenen Pokalgesetzen die Rede ist.

Erstaunlich deshalb, daß sich die Meisterschafts- und Pokal-Treffen beider Klubs innerhalb von acht Tagen wie ein Ei dem anderen glichen. Wiederum besaßen die Berliner die bessere Startphase, in der sie diesmal nicht 1:0, sondern 2:0 enteilten. "Verbesserte Konzentration bei der Chancenverwertung. Daher ging die 2:0-Führung auch in Ordnung", so Jürgen Bogs. Über vier Stationen (Abschlag, Kopfball, Direktablage, Torschuß) kam Sträßer aus spitzem Winkel zum 1:0. Aus Terletzkis Standard-Freistoß entsprang Riedigers Kopfballtreffer zum 2:0. "Wir deckten in der 1. Halbzeit nicht konsequent, legten abermals eine unerklärliche Zurückhaltung an den Tag. Dadurch bekam der BFC den Spielraum, der ihm Vorteile brachte", skizzierte Klaus Urbanczyk das Vorpausen-Geschehen.

Auffällig: Trotz Pommerenkes solider Libero-Partie, das Fehlen des kopfballstarken, wuchtigen Stahmann (dreimal "Gelb") hinterließ Spuren. Magdeburg wählte einen zu bedächtigen, schleppenden Spielaufbau im Mittelfeld. Die Aktionen wurden durch mangelndes Tempo überschaubar. Das änderte sich schlagartig mit Beginn der 2. Halbzeit. "Wir steigerten uns enorm. Jetzt fand die Mannschaft wie gewohnt vom Kampf zum Spiel", resümierte Urbanczyk. Die Sicherheitsvariante des BFC interpretierte Bogs wie folgt: "Zu viel Standspiel, keine Laufbereitschaft. Das Resultat zu halten, das prägte die innere Einstellung der Spieler." Magdeburgs Angriffsentwicklung gewann an Schnelligkeit, an Präzision und Rasanz. "Gradlinigkeit, präzises Paßspiel, schnelle Kombinationsfolgen brachten uns nicht nur optische Vorteile, sondern auch genügend Tormöglichkeiten", erklärte 1. FCM-Cheftrainer Kurt Holke.

Tyll ließ seine mehrmonatige Verletzungspause nicht spürbar werden. Noch in der Schlußphase hatte er nach einem Klasse-Dribbling von Pommerenke den 2:2-Ausgleich (88.) vor den Füßen. Auch die Gefahr, Libero Pommerenke jetzt im Mittelfeld und vor dem BFC-Strafraum agieren zu lassen, die Risiken in der Abwehr zu vergrößern, scheuten die entfesselt stürmenden Elbestädter nicht. Jünglings Konterchance nach resolutem Einsatz von Riediger (60.) resultierte daraus, doch das Leder landete aus Nahdistanz an der Latte. Trotz resoluter Abwehrversuche von Troppa gelang es Streich immer wieder, mit kurzen Körperdrehungen vom Mann weg und zum Schuß zu kommen. Die Aktivität von Steinbach war von Helms (zum ersten Mal in dieser Saison beim Titelverteidiger aufgeboten) nicht zu unterbinden. Ernsts Verletzungsausfall erschwerte den Berlinern ohnehin die sonstige Harmonie, die Bindung im Mittelfeld.


1. FC Magdeburg:
Heyne; Pommerenke
; Raugust, Mewes , Cramer ; Wittke, Tyll, Steinbach ; Halata, Streich, Hoffmann
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Schlegel, Troppa, Ullrich; Terletzki, Helms, Backs; Riediger, Sträßer, Netz (46. Jüngling █)

0:1 Sträßer            ( 6.)
0:2 Riediger           (29.)
1:2 Streich            (75.)

Schiedsrichter:        Roßner (Pößneck)
Zuschauer:             13.000


Günter Simon, Neue Fußballwoche, 24.11.1981