FDGB-Pokal 1980/81 - Viertelfinale: FC Rot-Weiß Erfurt - BFC Dynamo 0:1

Den zweiten Brocken nicht mehr geschafft
BFC-Vorstopper Rainer Troppa hatte gar keine Zeit, sich der von ihm heraufbeschworenen Gefahr bewußt zu werden. Als nämlich Busse eine Eingabe gelang, spritzte Troppa dazwischen und jagte das Leder an das eigene Gebälk (82.). Da zuvor schon Vlay nach einem Schuß von Heun das Holz getroffen hatte (12.), durfte der Meister froh sein, ungeschoren über die Runden gekommen zu sein. Vor allem im beeindruckenden Erfurter Schlußspurt kamen die Berliner kaum mehr dazu, richtig Atem zu holen, weil Rot-Weiß alles auf eine Karte setzte. kämpferisch alles aus sich herausholte, immer wieder zum Sturmlauf ansetzte. Doch das geschah trotz allen Bemühens etwas kopflos, und so war dem "Langen" im Berliner Kasten mit hohen Eingaben nicht beizukommen.

Wie sich die Einheimischen aber auf schwerem Schneeboden ins Zeug legten, den Favoriten zum Kampf stellten, ihn zeitweise in arge Verlegenheit brachten, das war enorm. Daß die Platzbesitzer schließlich nach dem FC Carl Zeiss den zweiten dicken Brocken nicht zu eliminieren vermochten, kreidet ihnen niemand an. Versucht haben es die Sänger (diszipliniert am Mann), Vlay (etwas unglücklich im Abschluß) und Busse (viel in Bewegung). "Die Berliner aber stellten sich clever, abgeklärt vor", betonte Harald Fritz, der sich seinen Kameraden nach langer Zeit endlich wieder ohne Gipsbein zeigen konnte. In der starken Bedrängnis jedoch zeigten sich die Berliner zweikampfstark, entschlossen, mit guten Kontern. Dabei hätte Rechtsverteidiger Noack zum absoluten Mann des Tages werden können.

Nach seinem entscheidenden Treffer nach Netz-Doppelpaß, als Birke ungewollt Hilfestellung leistete, tauchte der Abwehrspieler noch zweimal kreuzgefährlich vor Benkert auf. "Zuletzt aber fehlte mir wohl doch ein wenig die Kraft", schränkte der Torschütze ein. Von den 20 Schlußminuten einmal abgesehen, waren die Gäste die dominierende Vertretung, gelangen ihnen immer wieder gute und schnelle Kombinationen über die Flügel, stellte sich auch der junge Götz in seinem ersten Spiel über die volle Distanz in guter Verfassung vor, bemühten sich vor allem Seier und Sträßer um ein dynamisches Mittelfeldspiel. "In dieser Phase hätten wir ein zweites Tor vorlegen müssen", betonte auch Klubvorsitzender Manfred Kirste.

Die Berliner versäumten es in der Tat, nach dem Führungstreffer scharf "nachzuwaschen". So kamen sie doch noch in Schwierigkeiten, als nämlich die ehrgeizigen Blumenstädter allen Respekt ablegten, ihre ganze Kampfkraft in die Waagschale warfen. Eines aber hat der Meister mit besonderer Freude zur Kenntnis genommen: Hans-Jürgen Riediger, der lange verletzt gewesene Angreifer, war erstmals wieder mit von der Partie. "Zu seinem Einsatz haben wir uns kurzfristig entschieden, obwohl er seit zwei Wochen einsatzfähig war", kommentierte Trainer Jürgen Bogs seine Entscheidung. Zwar gelang dem Rechtsaußen keine große Aktion, "aber es ging auf dem Schneeboden ganz gut", meinte der Nationalspieler selbst zu seinem Comeback.


FC Rot-Weiß Erfurt:
Benkert; Nemetschek; Birke, Goldbach, Sänger; Vlay, Winter, Iffart
; Busse, Heun (46. Schröder), Vogel
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Troppa, Artur Ullrich; Terletzki █, Sträßer █, Seier; Jüngling (68. Riediger), Götz, Netz

0:1 Noack              (23.)

Schiedsrichter:        Kulicke (Oderberg)
Zuschauer:             11.000


Andreas Baingo, Neue Fußballwoche, 09.12.1980