FDGB-Pokal 1978/79 - Viertelfinale Rückspiel: FC Hansa Rostock - BFC Dynamo 1:7

Alle drei Spitzen stachen
Bei der Jahresabschlußfeier der Hanseaten am Mittwochabend wird sicherlich nicht die rechte Stimmung aufgekommen sein. Zu kläglich war die Leistung gegen den Oberliga-Spitzenreiter. Was die unentwegtesten Hansa-Anhänger forderten, nämlich einen 3:0 - Sieg, das war ohnehin Utopie. Zu klar waren die Rollen nach dem Hinspiel - 4:1 verteilt. Und wer Herr im Stadion war, bekamen die Einheimischen fast in jeder Aktion zu spüren. Bereits nach neun Minuten zerstoben selbst die Hoffnungen auf ein achtbares Resultat. Zweimal war Pelka erfolgreich, zum einen im Anschluß an einen Eckball, dann mit straffem Linksschuß nach schöner Vorarbeit von Riediger. Dieser schnelle und klare Vorsprung brachte natürlich noch mehr Sicherheit in das Spiel des Favoriten. Nach Belieben schalteten sich Noack und Vorstopper Troppa in die Angriffsaktionen ein, unterstützt durch einen umsichtig Regie führenden Lauck und den selbstsicher wirkenden Jüngling.

Die Berliner konnten es sich sogar leisten, Terletzki auf der Ersatzbank zu lassen. "Aus taktischen Gründen", wie Trainer Bogs sagte, "aber auch, weil ich glaube, daß Jüngling mit dem hartgefrorenen Boden keine so großen Schwierigkeiten hat." Aber die hatte keiner in den Reihen des BFC. Immer wieder stifteten die klug geführten Spitzen große Verwirrung vor Auls Gehäuse. Der wendige Netz hatte endlich wieder einen guten Tag erwischt, bedankte sich für die Flanken, Eingaben und Doppelpässe gleich mit drei Treffern. Ihm gleich tat es Pelka, den Wandke in keiner Phase der Begegnung halten konnte. Daß sich Geburtstagskind Riediger schließlich auch noch in die Torschützenliste eintrug, war der Punkt aufs i. Alle drei Spitzen stachen also! Dem hatten die Platzherren nicht viel entgegenzusetzen.

Zahlreiche Pässe erreichten nicht den Mitspieler, selbst leicht zu schlagende landeten beim Gegner. Oftmals durchschaute der Gast die zu hausbacken angelegten Aktionen Hansas und ging zeitig dazwischen. Dennoch erspielten sich die Hanseaten einige Möglichkeiten. Zu der Unterlegenheit im Feldspiel gesellten sich aber auch Hast und Ungenauigkeit im Abschluß. Mischinger jagte das Leder in die Wolken (25.), Seering hatte keinen Mut, auch einmal mit dem schwächeren rechten Bein zu schießen (30.). Die größte Chance versiebte jedoch Radtke unmittelbar nach Wiederbeginn, als er Rudwaleit aus Nahdistanz, völlig unbedrängt, anschoß. So benötigten die Hanseaten schließlich einen Strafstoß (Mischinger war von Trieloff gelegt worden), um noch zum Ehrentreffer zu gelangen. Das Ergebnis noch in erträglichen Grenzen zu halten, dazu reichte es nicht.

FC Hansa Rostock:
Aul; Sykora; Uteß, Wandke, Littmann; Mischinger (69. Lentz), Schulz, Seering; Kaschke, Jarohs (69. Wenzlawski), Radtke
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Troppa, Artur Ullrich; Jüngling, Lauck, Eigendorf; Riediger, Pelka, Netz

0:1 Pelka              (5.)
0:2 Pelka              (9.)
0:3 Netz               (36.)
0:4 Netz               (57.)
1:4 Schulz             (62., Foulstrafstoß)
1:5 Netz               (82.)
1:6 Pelka              (86.)
1:7 Riediger           (88.)

Schiedsrichter:        Kulicke (Oderberg)
Zuschauer:             5.000

Andreas Baingo, Sportecho, 20.12.78