FDGB-Pokal 1978/79 - Finale: 1. FC Magdeburg - BFC Dynamo 1:0 n. V.

Nach 100 Minuten fiel für die Magdeburger die Entscheidung / 1:0-Erfolg über den BFC Dynamo / Harry Tisch überreichte den wertvollen Pokal
Erst in der Verlängerung wurde am Sonnabend im Berliner Stadion der Weltjugend das 28. Endspiel um den Fußballpokal des FDGB entschieden. Nach genau 100 Minuten konnte Magdeburgs Vorstopper Wolfgang Seguin den spielentscheidenden Treffer gegen den BFC Dynamo erzielen. Glückstrahlend nahmen die Spieler des 1. FC Magdeburg aus den Händen des Mitglieds des Politbüros des ZK der SED und Vorsitzenden des Bundesvorstandes des FDGB, Harry Tisch, sowie des DFV-Präsidenten Günter Schneider die begehrte Trophäe in Empfang. Vor der stimmungsvollen Kulisse von 50.000 Zuschauern, unter ihnen das Mitglied des Politbüros des ZK der SED Erich Mielke und der Kandidat des Politbüros Gerhard Schürer, konnten die Magdeburger bei ihrer sechsten Teilnahme an einem Finale nunmehr auch zum sechsten Male den Rasen als Sieger verlassen.

BFC-Trainer Jürgen Bogs und seine Akteure gratulierten als erste. Bogs schätzte die 120 Spielminuten so ein: "Beide Mannschaften hatten die gleichen Spielanteile und Chancen, doch nur die Magdeburger waren clever genug, wenigstens ein Tor zu erzielen. Entscheidend für ihren Sieg waren die große Pokalerfahrung und ihre konsequente Zweikampfführung, die bei einigen unserer Spieler sichtlich Wirkung hinterließ." Beide Endspielpartner absolvierten die 120 Minuten mit großem kämpferischem Einsatz und hohem Tempo. Diesbezüglich war es ein gutes Finale. Spielerisch dagegen nicht immer. Jene Zuschauer, die "Fußball in Vollendung" erwartet hatten, wurden sicher nicht zufrieden gestellt. Doch die Frage sei erlaubt: Wann wird solcher Fußball - sowohl hier zu Lande als auch in anderen Verbänden - bei Pokalfinals schon geboten?

In diesem Wettbewerb mit seinem K.-o.-System ist vor allem der Sieg und schließlich der Pokalgewinn entscheidend. Dennoch gab es eine Reihe prickelnder Situationen und auch Torchancen. Doch bei der Verwertung der Möglichkeiten waren selbst bei den derzeit stärksten DDR-Oberligamannschaften wieder erhebliche Mängel festzustellen. Netz (21., 53.) und Sträßer (45.) auf seiten der Berliner so wie Steinbach (31.) und Sparwasser (63. und 69.) auf der anderen Seite konnten schon in der regulären Spielzeit ihre Mannschaften in Führung bringen. Doch beide Torhüter zeigten sich von ihrer besten Seite, und zum anderen fehlten Überblick und Abgeklärtheit, um eine Vorentscheidung herbeizuführen. Nach einer Stunde Spielzeit gewann der Pokalverteidiger an spielerischer Linie.

Vor allem im Mittelfeld sorgten Pommerenke, Tyll und Steinbach für ein Übergewicht und setzten ihre Angriffsspitzen überlegt ein. So konnte Magdeburgs Trainer Klaus Urbanczyk am Ende konstatieren: "Wir haben über den gewohnt vorbildlichen Kampfgeist auch zu einer guten spielerischen Leistung gefunden. Ich möchte der gesamten Mannschaft ein Lob aussprechen." Traditionsgemäß standen sich im Vorspiel Akteure gegenüber, die 20 Jahre zuvor - also 1959 - das Endspiel bestritten hatten. Die Berliner Dynamo-Elf bezwang durch ein Tor von Konrad Dorner, heute stellvertretender Generalsekretär des DFV der DDR, den damaligen SC Wismut Karl-Marx-Stadt mit 1:0.


1. FC Magdeburg:
Heyne; Zapf; Raugust, Seguin, Decker; Pommerenke, Tyll (106. Mewes), Seinbach; Sparwasser (106. Döbbel), Streich, Hoffmann
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Troppa, Artur Ullrich; Terletzki, Lauck, Jüngling (101. Brillat); Riediger, Sträßer (69. Pelka), Netz

1:0 Seguin             (100.)

Schiedsrichter:        Herrmann (Leipzig)
Zuschauer:             50.000


Max Schlosser, Neues Deutschland, 28.04.1979