FDGB-Pokal 1976/77 - Achtelfinale (Rückspiel): BFC Dynamo - SG Dynamo Dresden 3:1

Der Meister noch in argen Nöten
Wer schon hätte das nach dem überzeugenden 4:1-Sieg vor einer Woche noch für möglich gehalten? Aber der BFC, ebenso wie die Dresdner von extrem hohen Verletzungsausfällen geplagt (insgesamt fehlten in beiden Mannschaften 13 Stammspieler), verkraftete dieses Handicap weitaus besser und lieferte dem hohen Favoriten einen großartigen Pokalkampf. Die Erleichterung beim Abpfiff, der von Schiedsrichter Streicher allerdings zwei Minuten zu früh kam (!), war in den Reihen der Gäste offensichtlich. "Wir sind zwar weiter im Pokal, aber nach einer schwachen Leistung", gestand Walter Fritzsch. "Einige nahmen das Spiel ganz einfach zu sehr auf die leichte Schulter. Das hätte durchaus ins Auge gehen können." Dabei schienen die Fronten nach Schmucks prächtigem Kopfballtor endgültig geklärt.

Doch nach und nach wurde Schades Aktionsradius immer kleiner; Kreische verschwand in der letzten Reihe, und auch Schmuck, der anfangs gefährlich mit nach vorn stieß, sicherte später ausschließlich V. Schmidt (der 19jährige hatte ziemliche Anpassungsschwierigkeiten) ab. Das nutzte der BFC, der mit bewundernswerter Einsatzbereitschaft und hoher Moral zu Werke ging, "über die kämpferisch und läuferische Bereitschaft immer stärker auch zu einer spielerisch abgerundeten Leistung fand", freut sich Harry Nippert. "An dieser bemerkenswerten Leistungssteigerung, die uns für die noch ausstehenden Punktspiele sicherlich viel Auftrieb geben wird" (so Peter Rohde), hatten alle Anteil: die unverzagten Kämpfer Brillat, Ullrich, P. Rohde und Netz, die pfiffigen Jüngling, Labes und Sträßer, die zuverlässigen Creydt und Jonelat und vor allem Kapitän Terletzki.

Mit seinem Tatendrang und seiner Laufbereitschaft riß er die ganze Mannschaft mit, "die leider vor der Pause ihre Chancen nicht zu nutzen wußte", urteilte Trainer Martin Skaba. In der Tat ließen hier Netz, Noack und Labes gleich sechs (!) verheißungsvolle Möglichkeiten aus. Diese Unterlassungssünden rächte sich später, obwohl die Berliner unverzagt weiterstürmten und den Meister nach den Torerfolgen auch merklich erschütterten. "Zum Glück war wieder einmal auf Boden Verlaß. Er verhinderte Schlimmeres", bekannte Mannschaftsleiter Wolfgang Oeser, der an die furiose Schlußoffensive des BFC dachte. Hier nahm der Dresdner Schlußmann Netz und Sträßer die Bälle fast vom Fuß!


BFC Dynamo:
Creydt; Jonelat; Noack, P. Rohde, Albert Ullrich; Jüngling, Brillat, Terletzki; Netz, Labes, Sträßer
SG Dynamo Dresden:
Boden; Schmidt; Helm, Schmuck, K. Müller; Gehmlich, Schade, Kreische; M. Müller, Kotte, Riedel

0:1 Schmuck            ( 2.)
1:1 Terletzki          (60., Foulstrafstoß)
2:1 Terletzki          (63.)
3:1 Netz               (84.)

Schiedsrichter:        Streicher (Crimmitschau)
Zuschauer:             9.000


Klaus Thiemann, Neue Fußballwoche, 30.11.1976