FDGB-Pokal 1973/74 - Halbfinale-Rückspiel: SG Dynamo Dresden - BFC Dynamo 2:0

Jüngster wieder auf Torjagd
Frank Ganzera, Dresdens Kapitän, sollte recht behalten, hatte er doch 14 Tage zuvor nach dem Berliner Treffen gesagt: "Wir haben zwar 0:1 verloren, aber wir besitzen nach wie vor eine gute Chance, wie vor zwei Jahren das Finale zu erreichen." Den Worten ließ der Meister schließlich die Tat folgen. Die Partie war allerdings kein Zuckersehlecken für den Gastgeber. Mit messerscharfer Manndeckung versuchte der BFC den Rivalen aus dem Rhythmus zu bringen. "Aus einer stabilen Abwehr wollen wir mit Konterattacken unsere Möglichkeiten ausschöpfen", hatte BFC Schlußmann Hans-Gustav Creydt vor dem Anstoß gesagt. Von den Willensqualitäten her waren die Berliner hervorragend besattelt, ihre Konzeption durchzusetzen, von den spielerischen Qualitäten blieben sie schon im Steigbügel hängen. Ihre beste Zeit besaßen sie etwa von der 30. Minute an bis zum Wechsel, als der Gastgeber mehrmals auf der Hut sein mußte. Der 1:0-Pausenvorsprung hatte noch nichts entschieden. Würden den Dresdnern die Minuten davonlaufen? Sie lagen nun fast ohne Unterbrechung im Angriff,

konnten jedes Tempo mitgehen, weil sie bei weitem nicht so einseitig mit kraftaufwendigen Steilpassen operierten wie zuvor der Kontrahent, dessen Sturmspitzen sich frühzeitig verausgabten und immer seltener eine Gefahr für die gegnerische Verteidigung wurden. Die von Creydt und Carow hervorragend dirigierte Hintermannschaft des Gastes ließ erst eine gute Viertelstunde vor Spielende den zweiten Gegentreffer zu, hatte jedoch verschiedentlich das Glück des Tüchtigen auf ihrer Seite. Keine Frage: Das 2:0 war hochverdient. Ballsicherer, ideenreicher, weiträumiger - mit einem Wort die Dresdner spielten nicht so schablonenhaft wie der Partner. Häfners Übersicht sorgte häufig für plötzliche Verlagerungen des Geschehens, wie überhaupt ständige Positionswechsel zum vorrangigen Bemühen aller Akteure gehörten. Bemerkenswert war dabei, daß keine Hektik in die Reihen der Elbestädter zog und sie ihre Linie beibehielten. Der Jüngste auf dem Platz, der im Dezember 19 Jahre alt gewordene Peter Kotte, brachte mit seinen beiden Toren schon den siebenten und achten Treffer seit Beginn der Rückrunde in Punkt- und Pokalspielen auf sein Konto. Er war zweifellos der drangvollste Spieler auf dem Platz. "Dabei hatte ich in Harald Schütze meinen wohl bislang schwersten Gegner in der Oberliga", meinte er.

SG Dynamo Dresden:
Boden; Dörner, Helm, Schmuck, Wätzlich, Häfner, Schade, Ganzera, Heidler, Geyer, Kotte
BFC Dynamo:
Creydt; Carow, Schütze, Trümpler, Ullrich, Lauck, Brillat, P. Rohde, Weber, Johannsen (7l. Schwierske, 88.
), Schulenberg

1:0 Kotte              ( 6., Foulstrafstoß)
2:0 Kotte              (73.)

Schiedsrichter:        Glöckner (Markranstädt)
Zuschauer:             34.000


Hans-Günter Burghause, Neue Fußballwoche, 19.02.1974